Es war ein Tag ganz nach dem Gusto von Daniel Vasella. Am Dienstag, 10. Dezember, gab es innert weniger Stunden gleich zwei Mal Good News für den ehemaligen Pharmamanager. In Zürich gab das Biotech-Start-up ImmunOs Therapeutics den erfolgreichen Abschluss einer Finanzierungsrunde bekannt und konnte, damit verbunden, den Einzug von vier neuen Verwaltungsräten vermelden. Einer davon: Daniel Vasella.
In Austin, Texas, machte derweil die Firma XBiotech mit einem Milliardendeal von sich reden. Der Verkauf des von der Firma entwickelten Antikörpers Bermekimab an Janssen, die Pharmatochter von Johnson & Johnson, spült bis zu 1,35 Milliarden Dollar in die Kasse – der Kurs schoss innert Stunden um 75 Prozent in die Höhe und schloss auf 19.49 Dollar. Mitte Januar dann der zweite Streich: XBiotech kündigte einen Aktienrückkauf auf, worauf die Aktie nochmals um 30 Prozent nach oben sprang. Vasella ist seit Jahren als Investor dabei und hielt nach letzten Angaben von Ende 2018 exakt 328 867 Aktien. Gewinn an einem einzigen Tag: 2,8 Millionen Franken.
Es scheint, als ob der ehemalige Chef von Novartis – er war zuerst als CEO und später als Verwaltungsratspräsident von 1996 bis 2013 der Taktgeber beim Basler Pharmariesen – eine neue Spielwiese gefunden hat. Doch die Erträge sind noch weit entfernt vom Reibach seiner Zeiten beim Grosskonzern. Dort bezog er jährlich Saläre von bis zu 40 Millionen Franken.
Eher «ein finanzieller Akt»
Sein Engagement im Start-up-Bereich zeigt in letzter Zeit bemerkenswerten Schub. Erst Mitte Oktober gab der 66-Jährige sein Engagement bei der Wädenswiler Biotechfirma Numab bekannt. Numab-CEO David Urech zeigte sich «hocherfreut» über den Zugang des erfahrenen Pharmaspezialisten, könne Vasella doch der 2011 gegründeten Immuno-Onkologie-Firma in der jetzt anstehenden Wachstumsphase «wertvolle Impulse» geben.
Ob dies für Numab und auch ImmunOs Therapeutics, in deren Verwaltungsrat Vasella jetzt Einzug gehalten hat, wirklich so sein wird, bleibt aber abzuwarten. Bei XBiotech zeigte man sich eher enttäuscht von Vasella: Er habe «im Grunde nichts gebracht», sagt ein hoher Führungsvertreter der Firma. Fachlicher Input sei praktisch ausgeblieben. Das Engagement von Vasella sei wohl eher «ein finanzieller Akt» gewesen.
Abrupter Abgang bei XBiotech
Vor rund zwei Jahren, am 16. Januar 2018, trat er mit sofortiger Wirkung aus dem Verwaltungsrat von XBiotech zurück, wie in den Files der U.S. Securities and Exchange Commission (SEC) nachzulesen war. Kommuniziert hat XBiotech den Abgang ihres prominenten Mitstreiters nicht, im Gegensatz zu dessen Einstieg 2014, der per Communiqué herausposaunt worden war. Der abrupte Abgang führte sogar zu einer Reaktion der Technologiebörse Nasdaq, an der die Aktien notiert sind. Sie liess mitteilen, die Anforderungen in Sachen Unabhängigkeit des VR sei nicht mehr gegeben, und setzte eine Frist von nur 45 Tagen, um Daniel Vasella zu ersetzen. Seine Aktien habe Vasella auch nach seinem Abgang als Verwaltungsrat behalten, sagen Firmeninsider.
Nebst seinen Betätigungen im Biotech-Bereich ist er aber immer noch mit der Welt der Grosskonzerne verbunden: Er hat Einsitz in den Verwaltungsräten der US-Konzerne PepsiCo und American Express. Zudem betreibt er weiter Viehzucht in Uruguay, wo er 6500 Hektaren Land besitzt. Er hat 3500 Rinder und rund 2000 bis 3000 Schafe. Er reise zweimal im Jahr nach Uruguay, liess er die Presse wissen. Nach längerem Auslandaufenthalt lebt der Ex-Novartis-Chef seit drei Jahren wieder in der Schweiz, in Risch am Zugersee.