Same procedure as last time? In den USA gehen Banken wie die Silicon Valley Bank zugrunde, weil sie Gefahr laufen, die abfliessenden Kundeneinlagen nicht mehr bezahlen zu können. Und was tut der Staat? Er springt ein. Mal wieder. 

Die Banken selbst werden zwar nicht gerettet. Aber ihre Kunden. Diese hätten eigentlich wissen müssen, dass ihre Einlagen nur bis zu einer Summe von 250’000 Dollar wirklich sicher sind. Doch nun bekommen die Kunden alle Einlagen ausbezahlt. Und das Risiko, die falsche Bank ausgewählt zu haben, wird ihnen vom Staat abgenommen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Der Schritt ist eigentlich falsch, aber unvermeidlich. Denn die Alternative wäre gewesen, dass die Panik sich noch stärker verbreitet und Kunden anderer mittelgrosser Banken kalte Füsse bekommen und per Mausklick ihre Gelder abziehen – und das hätte unabsehbare  Folgen für das gesamte Finanzsystem gehabt, nicht nur in den USA. 

Selbst nach der Rettungsaktion haben sich die Gemüter noch nicht wieder beruhigt, wie der erneute dramatische Kursverfall der Credit Suisse zeigt. Dabei steht die Schweizer Grossbank für einmal nicht im Zentrum des Geschehens. Aber sie gilt als angezählt, und derzeit suchen Kunden wie Anleger nur eins bei Banken: Stärke.

Letztlich ist die Silicon Valley Bank daran gescheitert, dass sie die Kernkompetenz einer Bank nicht beherrschte: Die Fristentransformation.

Die neue Rettungsaktion der USA wird über die Börse hinaus Folgen haben. Es ist eine neue Verschärfung bei der Bankenregulierung zu erwarten. Diese hat US-Präsident Joe Biden bereits am vergangenen Wochenende angekündigt. Wie sie aussehen wird, ist derzeit noch unklar. Damit ist ebenso offen, ob auch europäische Banken sich auch auf eine neue Regulierungsrunde einstellen müssen.

Gerechtfertigt wäre das nicht, denn die Krise in den USA ist hausgemacht. Es war ein gewisser Donald Trump, der in seiner Regierungszeit kleinere Banken von Vorschriften wie Stresstests und anderen Vorgaben befreite. Das rächt sich nun. Daher dürften solche Ausnahmen demnächst wohl wieder enger gefasst werden. 

Letztlich ist die Silicon Valley Bank daran gescheitert, dass sie die Kernkompetenz einer Bank nicht beherrschte: die Fristentransformation. Länger laufende Anlagen mit kurzlaufenden Einlagen zu finanzieren, ist gefährlich. Daher sind Banken angehalten, langlaufende Verpflichtungen mit gleich langlaufenden Finanzierungen zu refinanzieren. Dass hier die Aufseher nicht rechtzeitig eingeschritten sind, zeigt, dass es weniger neue Regeln braucht als einfach eine konsequente Anwendung der bestehenden.

In einer ungemütlichen Lage befindet sich nun die US-Notenbank Fed. Eigentlich müsste sie die Zinsen weiter anheben, um die Inflation unter Kontrolle zu bekommen. Doch je steiler und schneller die Zinsen ansteigen, um so grössere Gefahren drohen der Finanzstabilität. Doch da die Fed zu lange die Zinsen zu tief gehalten hat, hat sie sich selbst in diese missliche Lage manövriert. 

Mehr zum Thema

Die Krisenwörter sind wieder da, obwohl wir sie gar nicht gebrauchen können in dieser ohnehin schon unruhigen Zeit: Finanzkrise, Bank-Run, Kreditausfall, Einlagensicherung und so weiter – das alles schürt Furcht, auch vor stark sinkenden Aktienkursen, besonders in der Finanzindustrie.

Zwei US-Banken, die Silicon Valley Bank und die Signature Bank, sind bereits gescheitert, ihr Absturz kam schnell und heftig. Das Ende der SVB ist die Folge des schnellsten Bank-Runs aller Zeiten – und er jagt Angstwellen ins Finanzsystem. Mehr lesen Sie hier und hier.

HZ Banking-Newsletter
Karin Bosshard, Chefredaktorin von HZ Banking, und ihr Bankenexpertenteam liefern Ihnen die Hintergründe zu Themen, welche die Schweizer Bankenszene bewegen. Jeden Tag (werktäglich) in Ihrem E-Mail-Postfach. Jetzt anmelden!
HZ Banking-Newsletter