Der Detailhändler Coop verfolgt das im vergangenen Herbst lancierte Projekt einer eigenen Banken-App nicht mehr weiter. Die Nachfrage nach der App «Finance+» habe den Erwartungen nicht entsprochen, teilte der Detailhändler am Donnerstag mit. Damit ist wohl am Ende, was die «Handelszeitung» beim Start als mögliches «Neon in orange» bezeichnet hat.

Als einer von mehreren Partnern bei «Finance+» werde sich Coop von diesem Projekt zurückziehen, heisst es in der Mitteilung. Der genaue Zeitpunkt stehe derzeit noch nicht fest. Mit dem digitalen Angebot «Finance+» wollte Coop Kundinnen und Kunden ermöglichen, «unkompliziert» ein Spar- und Privatkonto zu eröffnen, Zahlungen zu tätigen und für die private Vorsorge in der Säule 3a zu sparen.

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Ein Rückschlag ist das auch für die Hypothekarbank Lenzburg, welche im Hintergrund die Konto- und Zahlungsinfrastruktur betreibt. Coop war nach Startups wie Neon oder Kaspar& der erste grosse Partner für ein digitales Kontoangebot.

«Neon war ein Anfang. Coop ist jetzt die Bestätigung, dass wir das können», sagte die damalige Chefin der Hypothekarbank Lenzburg, Marianne Wildi, beim Start. Ziel sei, mit eingebetteten Finanzdienstleistungen in andere Branchen zu kommen. «Coop ist dafür ein gutes Beispiel.»

Coop Finance plus: Der Detailhändler wirbt auf einer neuen Website für das Bankangebot

Coop Finance+: Werbung von Coop beim Start des neuen Angebots

Quelle: Screenshot

Unklar ist, wie viele Kunden Coop mit dem Bankkonto erreichen konnte. Ein Sprecher wollte auf Anfrage keine Angaben zu Zahlen machen. 

Coop begündet die Einstellung auch mit einem «veränderten Umfeld»

Neben der mangelnden Nachfrage verweist Coop in der Mitteilung auch auf das Umfeld: Dieses habe sich durch den verschärften Wettbewerb in der Finanzbranche in den vergangenen Monaten gewandelt. Coop erklärt nicht genauer, was damit gemeint ist. Allerdings haben sich Digitalanbieter wie Radicant und Alpian unlängst neu positioniert und setzen stärker auf günstige Angebote im Zahlungsverkehr als zuvor.

Der genaue Zeitpunkt des Rückzugs von Coop aus «Finance+» steht derzeit noch nicht fest. Bis auf weiteres gewährleiste das Unternehmen den Betrieb der Plattform und erbringe alle Leistungen in vollem Umfang, betont Coop in der Mitteilung. Für die Kundinnen und Kunden würden derzeit Folgelösungen geprüft.

Neuauflage unter dem Brand Swiss Bankers?

Denkbar ist, dass die Hypothekarbank Lenzburg die Konten selbst oder zusammen mit einem anderen Partner weiterführt. So gab die Aargauer Regionalbank am Mittwoch den Kauf von Swiss Bankers bekannt. Swiss Bankers ist bislang vor allem als Betreiberin von Prepaid-Kreditkarten bekannt. Ziel sei es, das Angebot von Swiss Bankers auszubauen, teilte die Bank mit.

Zunächst unverändert weitergeführt werden soll auch das Vorsorgeangebot von «Finance+», wie die daran beteiligte Glarner Kantonalbank (GLKB) in einer eigenen Medienmitteilung betont. Derzeit werde für dessen Weiterführung an einer Nachfolgelösung gearbeitet, heisst es von Seiten der Kantonalbank. Die GLKB agiert beim Vorsorgeangebot von «Finance+» als Depotbank und Vermögensverwalterin der Liberty 3a Vorsorgestiftung.