Erwartungsvoll verfolgten die Besucher in einem Flugtracker auf ihren Handys, wie der Flug WK5159 der Edelweiss an diesem Nachmittag Schleifen in den Walliser und Berner Alpen flog. Dann, wenige Minuten nach 15 Uhr, sauste ein weisser Riesenvogel mit roter Nase aus der grauen Wolkendecke heran. Auf der Heckflosse prangt ein über 9 Meter grosses Edelweiss.

Vor der Zuschauerterrasse in Kloten legte das aus dem französischen Lourdes kommende Flugzeug einen Durchstart hin. Es umrundete erst den Flugplatz und setzte dann auf der Piste auf. Während der Flieger zum Stehplatz rollte, wurden Rumpf, Tragflächen und Klappen von zwei Wasserfontänen der Flughafenfeuerwehr besprüht.

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Mit dem traditionellen «Water Salute» hat der Ferienflieger Edelweiss ihren Neuzugang begrüsst. Das Flugzeug ist einer der sechs A350, die wie angekündigt die fünf alten A340 ablösen sollen. Damit wird die Langstreckenflotte von Edelweiss wieder auf das Vor-Corona-Niveau ausgebaut.

Weniger Lärm und Treibstoffverbrauch

«Die Freude ist riesig», sagte Edelweiss-Chef Bernd Bauer vor dem Flugzeug, «wir haben viele Monate auf diesen Moment hingearbeitet.» Der A350 modernisiert die jetzige Flotte. Wegen der verbauten Leichtbauwerkstoffe und neuster Triebwerke verbraucht die Maschine ein Viertel weniger vom teuren Treibstoff. Dadurch stösst er auch ein Viertel weniger Emissionen aus. Zudem werde der Lärm um die Hälfte reduziert, so Bauer.

Die Investitionen in die neue Langstreckenflotte belaufen sich laut den Verantwortlichen auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag. Rund 80 Millionen Franken zusätzlichen Umsatz sollen damit pro Jahr eingeflogen werden.

Der A350 sei mit seinen 339 Sitzen insgesamt etwas grösser als die alten A340 mit deren 314, sagt Bauer, und könne deshalb auch mehr Passagiere transportieren. Für die sechs neuen Flieger brauche es auch zusätzliche Mitarbeiter. «Ein Langstreckenflugzeug ist wie ein kleines KMU, pro Flugzeug setzen wir 120 Mitarbeiter ein», so Bauer.

Vorerst nur Occassionssitze

Die Edelweiss hat ihren A350 noch vor der Schwesterairline Swiss erhalten, die ihre erste Maschine im Sommer bekommen wird. Bis 2030/31 erhält die Swiss insgesamt zehn A350-900. Allerdings sind dies fabrikneue Flieger von Airbus mit rundum neuen Kabinenkonzept. Die A350 der Edelweiss sind zwar brandneu lackiert, aber aus zweiter Hand.

Die Flugzeuge sind zwischen vier und acht Jahre alt. Damit sie möglichst rasch eingesetzt werden können, hat die Fluggesellschaft bei den ersten vier vorerst auf eine komplette neue Innenausstattung verzichtet. Stattdessen übernimmt die Edelweiss für zwei Jahre die Sitze des Vorgängers, der südamerikanischen Fluggesellschaft Latam. Die Kabine erhalte aber neue Sitzbezüge, Vorhänge und Teppiche.

Beim gerade gelandeten A350-Flieger, der am 27. März auf den Namen «Piz Bernina» getauft werden soll, bleiben dafür noch zwei Wochen Zeit. Am 1. April soll er mit Ziel Teneriffa in den normalen Linienverkehr starten. Ab Mitte Mai transportiert er dann Fluggäste auf der Langstrecke nach Las Vegas. Mit der Einflottung des zweiten Airbus A350 ab Anfang Juli 2025 wird täglich die Strecke Zürich-Vancouver bedient.

Bis zum dritten Quartal 2027 sollen schliesslich alle sechs A350-900 der Edelweiss im Einsatz und mit den definitiven Kabinenausstattungen versehen sein. Die alten A340 gehen an die Swiss zurück, von der die Edelweiss die Maschinen geleast hatte. Was dann mit ihnen passiere, sei noch nicht bekannt, sagte Bernd Bauer. Sie könnten zwar noch weiterfliegen, aber in der Schweiz werden sie das wohl nicht mehr tun, auch innerhalb der Lufthansa-Gruppe nicht.