In der Ostschweiz trauert man um den Tod einer Persönlichkeit aus Wirtschaft und Politik. Edgar Oehler ist in der Nacht auf Donnerstag verstorben, wie das «Tagblatt» unter Berufung auf eine dem Unternehmer nahestehende Person berichtet. Am 2. März hatte Oehler noch seinen 83. Geburtstag begangen.
1985 hatte Oehler den Chefposten bei der AFG Arbonia-Forster-Gruppe übernommen. Bis 2014 blieb er dem Bauzulieferer mit Sitz in Arbon TG treu – zuletzt als Hauptaktionär und Mitglied des Verwaltungsrats, den er acht Jahre lang auch präsidiert hatte. Als prägende Figur baute er die AFG zu einem wichtigen Vertreter der Schweizer Baubranche auf. Oehler galt stets als Person mit unternehmerischer Weitsicht, die AFG kann getrost als sein Lebenswerk betrachtet werden.
Unternehmerisch trat der «König des Rheintals», wie Oehler in seiner Heimat genannt wurde, 2023 definitiv kürzer. Er gab damals die Geschäftsleitung seiner STI Group, eine weltweit führende Firma in der Oberflächentechnologie, an seine Tochter Andrea Oehler (43) ab.
«Kalif von Bagdad»: Oehler erwirkte Freilassung von Schweizer Geiseln
Spuren hinterlässt der Ostschweizer auch in der Politik. Für die CVP (heute: Mitte) sass er von 1971 bis 1995 im Nationalrat. Er war Präsident der einflussreichen Wirtschaftskommission, gehörte der Geschäftsprüfungskommission und weitere wichtiger Kommissionen an. Zeitweise war er Teil des Vorstands der CVP-Fraktion in der Bundesversammlung.
1990 erlangte der gewiefte Politiker auch internationale Bekanntheit. Damals bewirkte er als Leiter einer Mission Schweizer Politiker, dass der frühere irakische Diktator Saddam Hussein (†69) mehrere Dutzend Schweizer Geiseln freiliess. Dies brachte ihm den Übernahmen «Kalif von Bagdad» ein.
Sportlich schlug sein Herz für den FC St. Gallen. Jahrelang unterstützte er den Super-League-Klub als Aktionär und Investor. Das 2008 eröffnete Fussballstadion in St. Gallen trug acht Jahre lang den Namen AFG-Arena.