Mit Ausnahme Lateinamerikas hat demnach die Zahl der Demonstrationen und Proteste 2024 in allen Weltregionen zugenommen, wie der zum Münchner Dax-Konzern gehörende Unternehmensversicherer Allianz Commercial in der neuen Ausgabe seines alljährlichen Berichts schreibt. In den am stärksten betroffenen 20 Ländern gab es demnach über 80'000 Fälle des Protests, an der Spitze Indien mit über 20'000.
Dabei mitgezählt sind Kundgebungen und politische Meinungsäusserungen aller Art: friedliche und gewalttätige Demonstrationen, Streiks und andere Formen des Protests wie die Strassenblockaden von Klimaschützerinnen und Klimaschützern. Hinter dem Spitzenreiter Indien lagen die USA, Frankreich, Pakistan und Mexiko.
Teils höhere Kosten als bei Naturkatastrophen
«Die zunehmende Unsicherheit und Frustration spiegelt sich im rasanten Zuwachs an Protesten oder Aufständen wider», kommentierte Srdjan Todorovic, der Fachmann der Allianz Commercial für politische Gewalt. Proteste gegen Regierungen machen demnach zahlenmässig nur einen vergleichsweise geringen Anteil aller Kundgebungen aus, können aber oft monatelang andauern. Die andauernden Proteste der Oppositionsbewegungen in der Türkei und Serbien gegen die dortigen Regierungen sind in die Auswertung noch nicht vollständig eingeflossen.
In manchen Ländern sind die von politischer Unruhe, Ausschreitungen und Streiks verursachten wirtschaftlichen Folgekosten dem Versicherer zufolge höher als die von Naturkatastrophen verursachten Schäden.
Bedrohung durch Terrorismus
In Europa sehen die Fachleute von Allianz Commercial vor allem eine wachsende Bedrohung durch Terrorismus: 67 Anschläge im vergangenen Jahr seien in etwa doppelt so viele wie im Vorjahr, schreiben die Autorinnen und Autoren des Berichts unter Berufung auf Zahlen der australischen Forschungseinrichtung «Vision of Humanity». Eine wachsende Sorge ist nach Einschätzung der Allianz die Bedrohung Europas durch islamistische Anschläge. Doch auch die Gewalt durch Rechts- und Linksextremisten hat demnach in mehreren Ländern zugenommen.
Abgesehen davon erwartet die Allianz in Europa einen weiteren Anstieg von Sabotageversuchen gegen Infrastruktur und Unternehmen, vor allem von Seiten Russlands, Nordkoreas und des Iran.