Mit Negativzinsen könne man auch in einem Tiefzinsumfeld die Zinsdifferenz bei Bedarf so steuern, dass der Franken gegenüber anderen Währungen nicht übermässig aufwerte, sagte Tschudin in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung».

«Wir führen eine Geldpolitik im Gesamtinteresse des Landes», antwortete sie auf die Frage, ob die SNB mit ihrem Fokus auf den Wechselkurs Exportförderungspolitik betreibe. Es gehe nicht darum, einen Wirtschaftssektor speziell zu unterstützen, sagte Tschudin.

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Vielmehr habe der Wechselkurs in der Schweiz einen grossen Einfluss auf die Preisstabilität. Diese zu gewährleisten und die Teuerung zwischen null und zwei Prozent zu halten, sei das Ziel der SNB, erinnerte Tschudin. «Wenn die Inflation regelmässig unter null fällt, müsste man regelmässig die Löhne kürzen», sagte sie.

Notenbanken können eine Deflation mit Zinssenkungen bekämpfen, allerdings ist der Spielraum der SNB mit einem aktuellen Leitzins von 0,5 Prozent nicht mehr allzu gross.

Negativzinsen falls notwendig

SNB-Chef Martin Schlegel hatte Ende Januar Negativzinsen nicht ausgeschlossen. «Auch die SNB mag keine Negativzinsen», sagte Schlegel zu Bloomberg TV am Weltwirtschaftsforum in Davos. Sollte der Schritt notwendig werden, werde die SNB ihn gehen.

Die Jahresteuerung in der Schweiz ist im Januar weiter gesunken. Der Rückgang hielt sich aber in Grenzen, was für die Nationalbank eine gute Nachricht ist. Die Inflation im Januar betrug noch 0,4 Prozent nach 0,6 Prozent im Dezember, wie das Bundesamt für Statistik am Donnerstag mitteilte.

Über die Auswirkungen der jüngsten Inflationsdaten auf den nächsten Zinsentscheid der SNB gehen die Meinungen auseinander. Einige Ökonomen rechnen mit einem Verharren auf dem aktuellen Niveau. Für andere stellt sich die Frage, wann die SNB den Leitzins auf Null senken wird - und wie der geldpolitische Kurs danach aussehen wird.