US-Präsident Donald Trump droht mit einer weiteren Eskalation in internationalen Handelskonflikten. Er werde an diesem Montag neue Zölle in Höhe von 25 Prozent auf alle Stahl- und Aluminium-Einfuhren in die USA bekanntgeben, sagte er zu Reportern an Bord der Regierungsmaschine Air Force One während seines Fluges nach New Orleans zum Super Bowl, dem US-Football-Finale.

Er kündigte ausserdem für Dienstag oder Mittwoch an, Handelspartnern Gegenzölle aufzubrummen. Damit würde er ein Wahlkampfversprechen einlösen, Importe mit Zöllen zu belegen, die jenen entsprechen, die andere Länder auf US-Exporte erheben. «Und ganz einfach: Wenn sie uns etwas berechnen, berechnen wir ihnen etwas», erläuterte Trump seine Pläne. Dies wäre eine weitere Front in den Handelskonflikten, die der am 20. Januar ins Weiße Haus zurückgekehrte Republikaner angezettelt oder angedroht hat. Die Aussicht auf neue US-Zölle ließ die Investoren hierzulande allerdings zum Wochenauftakt zunächst kalt.

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Ermüdungserscheinungen wegen Trump an den Märkten

Der deutsche Leitindex Dax-notierte zur Eröffnung 0,2 Prozent fester bei 21'830,93 Punkten. Auch Einzelwerte aus der Stahlindustrie wie Salzgitter, Thyssenkrupp und Klöckner gaben nach der Eröffnung nur leicht nach. Im vorbörslichen Handel waren sie noch um bis zu vier Prozent abgerutscht. «Nach Trumps Ankündigung von neuen Zöllen auf importiertes Aluminium und Stahl könnte man meinen, die Börsen hätten sich an diese Hiobsbotschaften über das Wochenende bereits gewöhnt. Zur Abwechslung beginnt die neue Handelswoche mal ruhig – Zeit für eine kleine Verschnaufpause auch am deutschen Aktienmarkt», erklärte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets.

«Ein Stück weit scheinen die Investoren gegen Zollankündigungen abzustumpfen», kommentierte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. «Nach dem Hin und Her der vergangenen Woche warten offensichtlich viele erstmal die Details ab. Die reine Ankündigung reicht nicht mehr aus, um direkt zu einer Verkaufswelle zu führen.»

Jüngst sind bereits US-Zölle auf Einfuhren aus China in Kraft getreten, was Vergeltungsmassnahmen der Volksrepublik auslöste. Die Einführung von Zöllen gegenüber Mexiko und Kanada hat Trump hingegen aufgeschoben. Mit Blick auf Sonderzölle hat er auch die EU ins Visier genommen.

EU will reagieren

Brüssel hat eine Reaktion auf die geplanten US-Sonderzölle auf Stahl und Aluminium angekündigt. Die EU werde jedoch erst reagieren, wenn sie detaillierte oder schriftliche Klarstellungen zu den Zöllen erhalten habe, teilt die Brüsseler Behörde mit: «Wir werden reagieren, um die Interessen europäischer Unternehmen, Arbeitnehmer und Verbraucher vor ungerechtfertigten Massnahmen zu schützen.»

Die EU sehe keinen berechtigten Grund für die Einführung von Zöllen auf ihre Exporte. Sorge bereiten die Spannungen in den internationalen Handelsbeziehungen, die zu mehr Inflation und weniger Wachstum führen könnten, auch der Europäischen Zentralbank (EZB): Es sei «sehr wichtig», einen Handelskrieg zu vermeiden, sagte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos dem Fernsehsender TVE. «Manchmal werden die ursprünglichen Ankündigungen nicht umgesetzt, daher muss man umsichtig und intelligent vorgehen.»

«Wir können in einer Stund verhandeln»

Bundeskanzler Olaf Scholz und auch sein Herausforderer von der CDU, Friedrich Merz, forderten eine geschlossene und entschiedene Antwort der Europäer auf einen möglichen Handelskrieg mit den USA. «Wir können in einer Stunde handeln», sagt Scholz am Sonntagabend im TV-Duell mit Merz auf die Frage, ob die EU bereits Listen mit möglichen Strafzöllen auf US-Produkte vorbereitet habe. Trump hatte während seiner ersten Amtszeit Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahl und zehn Prozent auf Aluminium verhängt. Später wurden aber mehreren Handelspartnern zollfreie Kontingente gewährt, darunter der Europäischen Union, Großbritannien, Kanada und Mexiko.

Frankreich will die Europäische Union auffordern, auf die von Trump angekündigten Sonderzölle auf Stahl und Aluminium zu reagieren. Frankreich und seine europäischen Partner sollten nicht zögern, ihre Interessen angesichts der Zolldrohungen der USA zu verteidigen, sagt Aussenminister Jean-Noel Barrot dem TV-Sender TF1. Trumps Zollpläne seien in niemandes Interesse.

«Die Wiederwahl von Donald Trump und seine geplanten Importzölle stellen die transatlantischen Handelsbeziehungen vor grosse Herausforderungen», sagte Moritz Schularick, Präsident des IfW Kiel. Die EU müsse geschlossen auftreten. Der Ökonom sprach von einer «unberechenbaren Handelspolitik» Trumps.

Nach Angaben der Regierung und des American Iron and Steel Institute sind die größten Stahleinfuhrländer der USA Kanada, Brasilien und Mexiko, gefolgt von Südkorea und Vietnam. Die asiatischen Börsen gerieten nach Donald Trumps Ankündigung von neuen Zöllen auf Stahl und Aluminium ins Stocken: «Diese Zölle könnten ein strategisches Verhandlungsinstrument für Präsident Trump sein oder der Beginn eines langwierigen Handelskriegs», sagte Stephen Dover, Leiter des Franklin Templeton Institute.

(reuters/dob)