Zugleich will die Unicredit ihren Anteil an der Commerzbank weiter aufstocken. Damit wird ein offizielles Übernahmeangebot für Deutschlands zweitgrösste Privatbank wahrscheinlicher - trotz Widerstands des Bunds, der vorerst keine weiteren Commerzbank-Aktien verkaufen will.

Die Unicredit erwarb indirekt über Finanzinstrumente den Zugriff auf weitere 11,5 Prozent der Commerzbank-Anteile und kommt damit rechnerisch auf etwa 21 Prozent, wie die Bank mitteilte. Inklusive der Finanzinstrumente wären die Italiener mit Abstand grösster Commerzbank-Aktionäre vor dem Bund, der 12 Prozent hält.

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Die Abwicklung über die Finanzinstrumente sei erst nach Genehmigung der Aufsichtsbehörden möglich. Zugleich beantragte Unicredit die Erlaubnis, den Anteil auf bis zu 29,9 Prozent zu erhöhen. Darüber entscheidet die bei der Europäischen Zentralbank (EZB) angesiedelte Bankenaufsicht. Ab 30 Prozent wäre Unicredit gesetzlich verpflichtet, ein öffentliches Übernahmeangebot vorzulegen.

Das weitere Vorgehen hänge von den Ergebnissen der Gespräche mit Vorstand und Aufsichtsrat der Commerzbank sowie weiteren Beteiligten in Deutschland ab, schrieb die Unicredit. Sie habe ihr wirtschaftliches Engagement so abgesichert, dass sie ihre Beteiligung mit begrenztem Abschlag wieder verkaufen könne.

Orcel geht in die Offensive

Mit dem neuerlichen Aufstocken vollzieht Unicredit-Chef Andrea Orcel eine Kehrtwende. Noch vergangene Woche hatte der Manager öffentlich erklärt, er strebe keine feindliche Übernahme an. Man könne die Beteiligung an der Commerzbank auch gewinnbringend wieder verkaufen. Doch nun sieht es nicht mehr danach aus.

Die Unicredit hatte den Teil-Ausstieg des Bundes bei der Commerzbank genutzt und war überraschend bei dem Dax-Konzern eingestiegen. Der deutsche Staat hatte die Commerzbank in der Finanzkrise mit Milliarden vor dem Kollaps gerettet und wollte seine Beteiligung schrittweise verkaufen - wurde aber dann vom Einstieg der Unicredit überrumpelt.

Bund stellt sich quer

Vom Bund können die Italiener vorerst keine weitere Hilfe erwarten. Nachdem der deutsche Staat jüngst 4,5 Prozent der Commerzbank-Aktien an die Unicredit verkauft hatte, will er seine übrige Beteiligung «bis auf weiteres» behalten, wie die Finanzagentur des Bundes am Freitagabend mitteilte.

Unklar blieb aber, welchen Zeitraum «bis auf weiteres» genau bedeutet. In Berlin wird das Vorgehen der Unicredit als überfallartig gesehen. Der Commerzbank wiederum nahm die Nachricht aus Mailand zur Kenntnis: «Es gilt weiterhin, dass der Vorstand strategische Optionen im Sinne seiner Investoren, Kunden und Mitarbeitern verantwortungsvoll prüfen wird.»

Das Management der Bank trifft sich dieser Tage im Taunus und wollte dort ursprünglich über Updates für ihre Strategie 2027 beraten, mit der das Institut profitabler werden will. Nun drängen ganz andere Fragen in den Vordergrund. Es steht nicht weniger auf dem Spiel als die Unabhängigkeit der Commerzbank mehr als 150 Jahre nach ihrer Gründung 1870.

Sorge vor Stellenschnitt

Unicredit ist an der Börse mehr als 60 Milliarden Euro wert und könnte sich eine Übernahme der Commerzbank leisten, die nur mit rund 18 Milliarden Euro bewertet wird. Käme es zu einer Übernahme, würde ein europäischer Bankenriese entstehen. Dabei fürchten die Gewerkschaft Verdi und der Gesamtbetriebsrat der Commerzbank einen Kahlschlag, sollte ein Deal zustande kommen.

Zwei Drittel der Arbeitsplätze könnten wegfallen, sagte der Vorsitzende des Commerzbank-Gesamtbetriebsrats, Uwe Tschäge. Ende Juni zählte die Commerzbank nach eigenen Angaben weltweit rund 38'700 Vollzeitstellen, davon mehr als 25'000 in Deutschland. Auch habe die Commerzbank eine wichtige Rolle als Finanzierer des deutschen Mittelstands, warnt Verdi.

Als abschreckendes Beispiel führen die Arbeitnehmervertreter die Unicredit-Tochter HypoVereinsbank (HVB) an, die 2005 von den Italienern übernommen wurde und seither kräftig geschrumpft ist. Inzwischen firmiert die HVB nur noch in der Rechtsform einer GmbH unter dem Dach der Unicredit.