Es waren vernichtende Statements, die Lars Förberg in der letzten BILANZ über Panalpina-Präsident Peter Ulber äusserte: «Es braucht einen neuen Chairman an der Spitze von Panalpina. Peter Ulber ist untragbar.» Förberg, Vertreter des Grossaktionärs Cevian, warf Ulber – ebenso wie dessen Vize Beat Walti – «Untätigkeit» und «Interessenkonflikte» vor.
Die Brandrede zeigte Wirkung: Zwei Wochen später kündigte Ulber an, zur Generalversammlung nicht mehr antreten zu wollen. Walti hingegen bleibt im Amt. Die Grossaktionärin Ernst Göhner Stiftung (EGS) opfert also ihren Vertreter Ulber, um ihren Präsidenten Walti aus der Schusslinie zu nehmen.
«Erster Schritt in die richtige Richtung»
Doch nun sind beide beschädigt und «lame ducks». «Der Rücktritt ist ein wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung», so Förberg. «Aber die strategische Neuausrichtung muss sofort an die Hand genommen werden. Die Dynamik der Marktentwicklung pausiert nicht bis zur GV im Mai 2019.»
Tatsächlich gibt es Zeichen, dass die EGS nicht mehr um jeden Preis auf der Selbständigkeit von Panalpina beharrt, wie dies Ulber tut. Neu kümmert sich Stiftungsrat Thomas Gutzwiller, HSG-Professor und Multi-VR, um die 46-Prozent-Beteiligung. Gutzwiller präsidiert auch die EGS Beteiligungen AG, welche die anderen Stiftungsassets hält.
Nachfolgersuche für Ulber
Derweil sucht das Nominationskomitee unter Ex-Flughafenchef Thomas Kern einen unabhängigen, «charakterstarken, international führungserfahrenen» (Anforderungsprofil) Nachfolger für Ulber. Der tritt bei der Suche in den Ausstand.
Ein Kandidat ist Chris Muntwyler, der den VR letzten Frühling im Streit mit Ulber verlassen hat. Er gilt als Unterstützer eines Verkaufs und hat selber jahrelange Konsolidierungserfahrung bei DHL gesammelt. Muntwyler hätte wohl die Unterstützung der Grossaktionäre Cevian, Artisan und Franklin Templeton, die zusammen 29 Prozent der Aktien halten.
Roche-Präsident Christoph Franz ist, obwohl wirtschaftlich das grösste Schwergewicht in der EGS, kein Kandidat: Nicht unabhängig, zu viele andere Mandate, in der Stiftung mehr interessiert an Philanthropie als an den Beteiligungen, heisst es.
Kaufinteressenten für Panalpina gäbe es wohl genug: Detlef Trefzger, CEO von Kühne + Nagel, kündigte jüngst an, eine transformative Grossakquisition zu suchen, um den Branchenwandel zu treiben. Auch die dänische DSV gilt als Kandidat. Die Börse rechnet jedenfalls damit, dass Panalpina in neue Hände geht: In der Woche nach Ulbers Rücktrittsankündigung stieg die Aktie in einem schwachen Markt um rund 15 Prozent.
Dieser Text erschien in der Dezember-Ausgabe 12/2018 der BILANZ.