Glühwein ist eines dieser Getränke, das rund um Weihnachten jeder irgendwann in der Kälte schlürft, niemand so richtig gut findet, aber Hauptsache, er wärmt und man hat besäuselten Spass in nasskalter Umgebung und geselliger Runde. Herkunft, Rebsorte und Jahrgang spielen dabei ein untergeordnete Rolle. Wirken soll es.
Das Getränk widersteht jeder Mode und jedem Geschmack. Eine erste Variante davon gab es bereits in der Antike, das sogenannte «Conditum Paradoxum». Das war kein Medikament, sondern ein römischer Würzwein, eingekocht mit Honig, Pfeffer, Mastix (Baum- oder Strauchharz), Lorbeerblättern, Safran und Datteln. Im Mittelalter waren Würzweine vor allem kalt beliebt (der Basler «Hypokras» wird bis heute auch kalt getrunken). Das mit dem köchelnden Wein mit Gewürzen und Zucker kam später.
In dieser Form ist das Heissgetränk («Glögg» in Skandinavien) bis heute auch aus der Schweiz nicht mehr wegzudenken. Warmwein und Glühwein – oder in Graubünden lustigerweise «Weinwarm» – wird meist an Weihnachtsständen verkauft, ist aber selten hausgemacht. Dabei könnte ein qualitativ hochwertiger Grundwein schon vieles retten.
Allerdings steckt in den Kanistern an den Weihnachtsmärkten meist industriell hergestellter Glühwein aus minderwertigen Massenweinen, der stark gesüsst ist. Der Zucker hilft, den unterdurchschnittlichen Geschmack zu verbergen. Dieser Glühwein wird meist günstig in grossen Flaschen oder Getränkekartons verkauft und in runden Gastrokochern auf rund 70 Grad erhitzt.
Die richtige Temperatur
Eine Temperatur unter 80 Grad ist wichtig, weil sonst der Alkohol verdampft und die Gewürze ihren Geschmack verlieren oder verändern. Für Hobbychemiker: Bei höheren Temperaturen entsteht das Zuckerabbauprodukt Hydroxymethylfurfural, ein Stoff, der in grösseren Mengen sonst in Instantkaffee steckt.
Wenn Sie dennoch nicht auf Ihre alljährliche Ration Glühwein verzichten wollen, dann bitte künftig so und möglichst selber herstellen mit: vollmundigem Winzerwein (rot oder weiss), frisch angesetzt mit der Schale und dem Saft von Orangen und Zitronen, mit Gewürzen wie Zimt, Nelken, Sternanis, Kardamom, Wacholder, Pfeffer, etwas Lorbeer und Rohrzucker, eventuell Kaffirlimettenblättern und getrockneten Muskatblüten. Am besten erhitzen Sie diese Mischung leicht und lassen sie ziehen wie Suppe oder Tee.
Wenn man sich das eher als eine Art Nachspeise vorstellt und nicht unbedingt Wein im Sinn hat, dann kann das schon schmecken. Wem das alles dennoch zu aufwendig ist, der kann zum «Loimu» der finnischen Brennerei Lignell & Piispanen greifen. Das ist zwar fertiger Glühwein in der Flasche, der nur noch erwärmt werden muss, ist aber gerade noch trinkbar. Nur Finger weg von der Marktstand-Plörre, die die Bezeichnung «Wein» im Wort Glühwein nicht verdient hat!
Handgemacht, nach einem Familienrezept, sagen die Finnen. Der «Loimu» – aus dem Hause Lignell & Piispanen in Finnland – nutzt Aromaten im Basiswein und teilweise auch in Likör eingelegt, um die Aromen zu extrahieren. Die geschmacklich angereicherten Flüssigkeiten werden dann nach einem «geheimen» Verhältnis abgemischt. Keine Sorge, man erkennt sofort, dass es sich um Glühwein handelt.
Loimu, Rotwein mit Zucker, Pflaumen- und Johannisbeerkonzentrat, Gewürzextrakten und Datteldestillat. 15 % vol., 2023, für 29 Franken, bei www.ullrich.ch.