El Salvador, eines der ärmsten Länder der Welt, hat einen Präsidenten, der fast blind auf Kryptowährungen setzt. Im September vergangenen Jahres hatte die Regierung den Bitcoin als erstes Land der Welt als offizielle Währung akzeptiert – und gleichzeitig die Chivo-Wallet lanciert. Dort kann die Bevölkerung kostenlos Bitcoin gegen Dollar umtauschen. Um die App bekannt zu machen, erfolgt der Umtausch kostenlos.
Nun ist Präsident Nayib Bukele aber drauf und dran, sein Land wegen seiner Kryptogläubigkeit in den Ruin zu treiben. Seit der Bitcoin in den vergangenen Tagen zusammen mit den Aktienmärkten an Wert verlor, hat auch das südamerikanische Land mit ziemlicher Sicherheit Geld verloren, wie die «Financial Times» berichtet. Zahlreiche Salvadorianer büssten dafür.
Doch nicht nur die herben Verluste zeigen das Debakel des Bitcoin-Experiments in El Salvador auf. Sondern es ist mittlerweile auch wissenschaftlich belegt.
Kaum Interesse vorhanden
Eine kürzlich erschienene Studie von drei amerikanischen Wirtschaftswissenschaftern, die auf einer repräsentativen persönlichen Befragung von 18’000 Salvadorianerinnen und Salvadorianern beruht, zeigt klar auf: Ausserhalb der jungen, gebildeten, technikaffinen und vorwiegend männlichen Bevölkerung zeigt kaum jemand Interesse an der Chivo-Wallet.
Die Kryptowährung gilt in El Salvador als gesetzliches Zahlungsmittel. Unternehmen sind verpflichtet, Bitcoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Sie zahlen auch Steuern in Bitcoin. Das heisst aber nicht, dass dieses Gesetz in der Praxis funktioniert. Nur rund 20 Prozent der Unternehmen in El Salvador können Bitcoin überhaupt akzeptieren. Das sind die grossen Unternehmen des Landes, die aber gleich nach Erhalt die Kryptowährung in Dollar konvertieren.
Bargeld wird bevorzugt
Die Studie führt das Scheitern in weiteren Punkten auf: Der häufigste Grund, die Chivo-Wallet zu nutzen, war die Auszahlung eines Bonus von 30 Dollar bei der Installation der App. Über die Hälfte der Nutzer hat die App danach nicht mehr wieder genutzt.
Das Fazit der Studienautoren: Trotz dem grossen Druck der Regierung wird Bitcoin nicht «im grossen Umfang» als Tauschmittel verwendet. Die Nutzer würden lieber Bargeld verwenden, weil dort das Vertrauen grösser sei. Etwas Hoffnung gibt es dennoch: Die Autoren kommen zum Schluss, dass eine breitere Akzeptanz bei der Bevölkerung die Kryptowährung als Zahlungsmittel besser etablieren kann.
Regierung verlor rund 30 Millionen Dollar
Ungehindert von diesen Tatsachen macht Präsident Bukele ungehemmt weiter – und lobt Bitcoin auf seinem Twitter-Kanal in den höchsten Tönen. Dazu prahlt der Präsident mit Bitcoin-Käufen. Die «Financial Times» hat sich die Tweets von Bukele genauer angeschaut und gerechnet, wie viel Verlust die Regierung in El Salvador eingefahren hat. Auch wenn es kaum möglich ist, die «Prahlereien» des Präsidenten von Käufen und Verkäufen zu verifizieren. Sie beruhen lediglich auf seinen zahlreichen Tweets.
Die Zeitung geht davon aus, dass El Salvador für seine 2280 Bitcoins damals rund 100 Millionen Dollar gezahlt hat. Diese haben nun noch einen Marktwert rund 72 Millionen Dollar. Die Regierung hat also Millionen verloren. Letztlich treibt der Präsident sein ohnehin schon haushoch überschuldetes Land weiter in die Misere. Ein Bankrott scheint wohl unausweichlich.
1 Kommentar
Dieser Artikel wird sehr schlecht altern....