Diesen Sommer sollten endlich wieder ausgiebige Ferienreisen auf dem Plan stehen – nachdem es im Corona-Jahr 2020 nur schwer möglich war. Doch die Delta-Variante des Coronavirus könnte den Urlaubern auch diesen Sommer einen Strich durch die Rechnung machen.
Der Corona-Hotspot in Europa ist zumindest auf dem Festland laut «FT» zurzeit Spanien. Aber auch Grossbritannien liegt bei der Anzahl von Infektionen mit der neuen Delta-Variante ungefähr gleich auf. Der britische Premier Boris Johnson möchte aber sein Land nicht schon wieder dicht machen und hat deshalb in einer Rede gesagt, man wolle nun versuchen, «mit dem Virus leben». Grossbritannien zählt nicht zu den klassischen Sommerausflugszielen.
Nachtleben wird zum Verhängnis
Spanien hingegen schon. Die Auswirkungen der Delta-Variante sind dort bereits zu spüren. Vor allem im Nachtleben, welches von zahlreichen Touristen aus ganz Europa bereits dankbar und rege genutzt wurde.
Zur Eindämmung der rasant steigenden Infektionszahlen wurde im spanischen Corona-Hotspot Katalonien wird nun aber genau dieses Nachtleben wieder stark eingeschränkt. Die Schliessung der Innenbereiche aller Vergnügungslokale sei nun angeordnet worden, heisst es von der spanischen Regierung. Diese Massnahme gelte ab Freitagabend. «Die Pandemie ist nicht zu Ende. Es gibt neue Varianten, die sehr ansteckend sind. Und viele sind noch nicht geimpft», so eine Regierungssprecherin.
So schlimm wie in der beliebten Urlaubsregion an der Grenze zu Frankreich ist die Corona-Lage derzeit nirgendwo sonst in Spanien. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100'000 Einwohner binnen sieben Tagen kletterte dort zuletzt auf gut 378, wie das Gesundheitsministerium am Dienstag in Madrid mitteilte. Vor einer guten Woche lag dieser Wert noch bei 55.
Trotz dieser beunruhigenden Lage seien die Strände, Bars und Clubs laut spanischen Medien «teilweise total überfüllt». Unter den Besuchern gebe es «viele Touristen aus anderen Ländern Europas, die einräumen, sie seien vom pulsierenden Nachtleben angezogen» worden, schrieb die Zeitung «El Periódico».
Für gewisse Reiseziele scheint die Delta-Variante den Tourismus in diesem Sommer doch zu erschweren. Vermehrt hört man von Bekannten und Kollegen, dass sie wegen Unsicherheiten ihre Ferien cancelten.
In der Schweiz bei 30 Prozent
In der Schweiz beträgt der Anteil der Delta-Mutation inzwischen 30 Prozent der getesteten Fälle. Die Lage sei zwar gut, hiess es am Dienstag an einer Pressepräsentation des BAG; aber die Bevölkerung müsse trotzdem weiter impfen und regelmässig testen.
Verstärkt betroffen von der Delta-Variante ist Griechenland, ein beliebtes Urlaubsziel. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen hat sich im Inselstaat innerhalb einer Woche mehr als verdoppelt. Am Dienstag meldete die griechische Gesundheitsbehörde 1797 Neuinfektionen innerhalb eines Tages – bei rund 11 Millionen Einwohnern. Vergangene Woche waren noch zwischen 600 und 700 Neuinfektionen täglich gemeldet worden.
Dabei wurde rund die Hälfte aller Neuinfektionen bei Menschen unter 30 Jahren festgestellt. Es wird vermutet, dass der Anstieg auf das Nachtleben zurückzuführen ist - Griechenland hatte erst Anfang vergangener Woche die nächtliche Ausgangssperre aufgehoben.
Griechische Medien berichteten auch, die Regierung erwäge erneut Massnahmen wie Ausgangssperren und Reiseverbote – allerdings sollen Massnahmen künftig nur für Ungeimpfte gelten.
Das BAG erstellt laufend eine Liste mit Risikoländern. Diese findet sich hier.
Auch die Lage in Portugal hat sich wegen der Delta-Variante zugespitzt: Dort werden mittlerweile bei über 2000 Neuinfektionen pro Tag gemeldet. Das sind gut 150 Fälle pro 100'000 Einwohner.
Wie sieht es im bei den Schweizer beliebten Reiseland Italien aus? Erst vor wenigen Wochen wurden die Risikogebiete bei unserem südlichen Nachbarn aufgehoben, die Neuinfektionen gingen sei Anfang Mai zurück. Sie sind nach wie vor tief, aber nehmen auch wieder mit rund 700 Fällen pro Tag zu.
Das ist aber noch weit unter den Indizien von anderen Ferienländern. Die Anzahl der Delta-Fälle steigt aber ebenfalls und liegt ungefähr auf dem Niveau der Schweiz mit rund 30 Prozent Anteil. Einreisebeschränkungen gibt es aber vorerst keine. Ein Einreiseformular mit der Angabe des Standorts genügt.
Alternative Reiseziele
Wer sich vor der Delta-Variante fürchtet, aber trotzdem in die Ferien fahren möchte, hat noch einige Alternativen: Tui-Suisse-Sprecherin Constanze Andrianello verweist im «Blick» aufs östliche Mittelmeer.
Aktuell gebe es noch Plätze auf den griechischen Inseln oder in der Südtürkei. Dort sei der Anteil der Delta-Variante praktisch bei null. «Diese zwei Länder zeigen auch keine hohen Inzidenz-Zahlen an», sagt Andrianello. Bei Hotelplan Suisse verweist man Ungeimpfte auf die griechischen Inseln Kos, Kreta oder Rhodos. Apropos Geimpfte und Ungeimpfte – dieser Graben öffnet sich weiter. Während Geimpfte laut Hotelplan Suisse im «ganzen Mittelmeerraum» relativ unbeschwert reisen können, wird es für Ungeimpfte immer enger.
Entscheidend für die Ferien ist letztlich die Politik – die Frage, ob die Regierungen neue Einschränkungen beschliessen.