Sie wollen einfach nicht zueinanderfinden: der direkte, provokationsfreudige Tessiner mit seinem übergrossen Schweizerkreuz-Pin am Revers und die kosmopolitischen Diplomaten mit ihrer eigenen Sprache.
Auch nach gut eineinhalb Jahren nicht. Ignazio Cassis, beseelt von der Idee, alles anders zu machen als seine Vorgänger, distanziert sich immer wieder von seinen wichtigsten Mitarbeitern: «Non sono un diplomatico!», sagte er etwa bei der Botschafterkonferenz. Und er liess dabei keine Zweifel aufkommen, dass er darob alles andere als unglücklich ist. Seine «Aussenpolitik ist Innenpolitik», wie er seit Amtsantritt unermüdlich wiederholt. Sein Terrain sind die kantonalen Handelskammern, die Wirtschaftsverbände, die Delegiertenversammlungen seiner Partei. Und seine Berater holt er sich aus der Wirtschaft.