Das Geschepper eines Rollkoffers, der über das Kopfsteinpflaster gezogen wird, nervt. Erst recht, wenn das Hunderte von Reisenden tun. Damit soll nun in Dubrovnik Schluss sein.
Denn die Altstadt von Dubrovnik, gerade mal 400 mal 300 Meter gross, ist einer der Hauptdrehorte der Erfolgsserie «Game of Thrones» und wird von Reisenden aus aller Welt sprichwörtlich überrannt. Kreuzfahrtschiffe planen die Stadt im Programm ein, Filmtouristen reisen in Scharen an – und das alles zusätzlich zum bisher bereits starken Tourismusstrom.
Dem Bürgermeister Mato Franković wurde das jetzt zu viel. Er hat beschlossen, die lärmigen Rollkoffer ganz aus Dubrovnik zu verbannen. Wer das Verbot missachtet, hat laut dem Online-Portal «FVW» mit einer Busse von 265 Euro zu rechnen.
Immerhin: Ab November 2023 sollen in der Stadt Schliessfächer entstehen, damit Touristinnen und Touristen ihre Rollkoffer nicht vor dem Eingang stehen lassen oder sie tragen müssen.
Kroatien verlangt Öko-Gebühr
Das Rollkofferverbot gilt zwar spezifisch für das kroatische Dubrovnik. Das Land selber hat jedoch bereits weitere Schritte gegen den Massentourismus unternommen. So wurde Anfang Mai bekannt, dass Kroatien eine neue Öko-Gebühr einführen möchte. Die kroatische Tourismusministerin Nikolina Brnjac sagte gegenüber der kroatischen Tageszeitung «Večernji list», dass die Gebühr rund 3 Euro pro Tag betragen und gleichermassen für Ein- und Mehrtagestouristinnen gelten soll.
Gerade bei Tagesbesuchern stiess die Gebühr auf Missfallen. Doch laut Brnjac seien es gerade sie, die zu einer Überlastung der Reiseziele und einer Belastung des Natur- sowie Kulturerbes führten. Dazu komme: «In der Tat leidet das Leben der lokalen Bevölkerung am meisten darunter.»
Die Gebühr soll also kommen – wann genau ist jedoch noch unklar. Klar ist aber, dass der Tourismus in Kroatien ein wichtiger Wirtschaftszweig ist. Dieses Jahr wird erwartet, den Vor-Pandemie-Rekord zu knacken und über zwanzig Millionen Gäste zu verzeichnen. Mit der Öko-Gebühr würden die bisherigen 10,5 Milliarden Euro Tourismuseinnahmen noch um ein Vielfaches höher.
Schweizer Wege gegen Overtourism
Kroatien ist nicht das einzige Land, das mit Massnahmen die Touristenströme eindämmen oder davon finanziell profitieren will. Auch in der Schweiz finden sich Beispiele. Das jüngste: eine Selfie-Gebühr am Brienzersee in Iseltwald.
Seit die koreanische Netflix-Serie «Crash Landing on You» den Steg in Iselwalt als Drehort nutzte und der Hauptdarsteller auf dem Steg Klavier spielte, besuchen zig koreanische Touristinnen und Touristen das Dorf. Das wurde der Gemeinde jetzt zu viel. Sie stellte zwei Drehkreuze auf, und wer auf den Steg will, bezahlt eine Gebühr von 5 Franken.
Ansonsten sind hierzulande Gebühren weniger üblich. Ein Beispiel findet sich auf dem Uetliberg. Wer den Turm besuchen will, bezahlt 2 Franken. Andere Tourismushotspots wie das Verzascatal oder das Berggasthaus Aescher, die mitunter wegen Social Media weltweit bekannt wurden, verzichten bisher auf eine Gebühr.
Das Verzascatal lenkt die Tourismusströme vorläufig mit einem ausgebauten Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln, einer Parkkarte und dem Aufruf zur Nutzung von Velo und E-Bike. Dass jedoch eine Gebühr kommen könnte, das schliesst keine Region aus.
(fit)