Wer sich künftig an einem Flughafen aufhält, kann sich auf etwas gefasst machen: Temperaturkontrollpunkte, Distanzlinien, Plexiglasabsperrungen, Baristas mit Gesichtsmasken und Desinfektionsmittel überall.
Vieles wird automatisiert werden, um eine menschliche Interaktion zu vermeiden. Die Reisezeit bei einem Flug werde sich erhöhen, um den Hygiene-Vorkehrungen gerecht zu werden, sagen Branchenvertreter.
«Die Fahrt durch einen Flughafen, das ganze Reiseerlebnis wird so angenehm sein wie eine Operation am offenen Herzen», sagt Paul Griffiths, Chef der Dubai Airports.
Kilometerlange Schlangen
Das Beibehalten einer Kapazität von 400 Personen auf einem Jumbo-Jet, die aber zwei Meter voneinander entfernt stehen müssen, «bedeutet eine Schlange von fast einem Kilometer, welche die Abflughalle füllt und auf den Parkplatz hinausführt», sagt John Holland-Kaye, Chef des Londoner Flughafens Heathrow.
Distanzregeln überfordern Flughafen
Die Durchsetzung einer Zwei-Meter-Regel könnte die Kapazität des Flughafens auf 20 Prozent reduzieren, sagt Holland-Kaye. «Das ist kein Vorgehen, mit welchem wir so lange weitermachen können, bis ein Impfstoff zur Verfügung steht.» Stattdessen, so Holland-Kaye, täten Flughäfen besser daran, die Passagiere bereits am Eingang des Terminals auf das Coronavirus zu überprüfen. Heathrow testet dafür eine thermische Erkennung.
Auch auf dem Frankfurter Flughafen, dem viertgrössten europäischen Airport, werden Check-in-Schalter, Sicherheitsbereich und Gepäckausgabe umgestaltet, damit der 1,5-Meter-Abstand gewährleistet ist.
Hunderte von Plakaten und digitale Anzeigen weisen darauf hin, alle fünf Minuten wird in mehreren Sprachen auf die Distanzregel aufmerksam gemacht. Überall stehen Desinfektionsmittel und Plexiglas. «Wir haben ein gutes Massnahmenpaket gemacht zur Reduzierung des Infektionsrisikos», sagt Matthias Zieschang, Finanzchef von Fraport, dem Betreiber des Frankfurter Flughafens.
Auf dem Flughafen Charles de Gaulle in Paris dürfen Passagiere ihre Sitzplätze während des Wartens nicht wechseln. Das Reinigungspersonal besprüht die Terminals jede Nacht mit Desinfektionsmittel. In Apotheken kann man neben Nackenkissen auch Masken und Visiere kaufen.
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Einsparung von Sitzplätzen schwierig
Das Absperren von Reihen und Sitzen an Bord von Flugzeugen, um den Abstand auch in der Luft einzuhalten, sei nicht machbar, sagen die Fluggesellschaften. Ein solcher Schritt würde wenig dazu beitragen, das Virus einzudämmen, während die Gewinne bei den Fluggesellschaften aber weiter sinken. Ein Langstreckenflugzeug muss zu 70 Prozent ausgelastet sein, um rentabel zu sein.
Die Fluggesellschaften stecken in einem Dilemma: Einerseits müssen die Fluggesellschaften die Sicherheit der Passagiere gewährleisten, anderseits aber auch wirtschaftlich funktionieren.
Für Dubai-Airports-Chef Griffiths summiert sich das alles zu einem dringenden Bedarf nach einem Impfstoff. Die Massnahmen seien zwar gut, um das Vertrauen der Passagiere zu stärken, aber sie seien für das Reiseerlebnis nicht nachhaltig. «Diese Krise ist anders als alles, was wir je in der Luftfahrtbranche gesehen haben», sagt er. «Wir haben es mit einem Monster zu tun.»
(bloomberg/tdr)