Nach dem Rücktritt von Susanne Ruoff hat die Post den Bericht publiziert, der ihren Abschied veranlasste: die Resultate der externen Untersuchung in Sachen Postauto-Affäre. Dieser zeitigt weitere personelle Konsequenzen: Die gesamte Geschäftsleitung der Postauto AG muss geschlossen zurücktreten.

«Ich bin erschüttert mit welcher Energie Postauto ihre Buchhaltung manipulierte, systematische Gewinne verschleierte und dadurch überhöhte Subventionen kassierte», sagte Urs Schwaller, Verwaltungsratspräsident der Post, an der Medienkonferenz in Bern, auf der der Bericht vorgestellt wurde. «Für das, was hier über viele Jahre praktiziert wurde, gibt es keine Rechtfertigung. Das ist ein inakzeptabler Vertrauensbruch.» Dies gelte auch für Ruoff. Sie habe als Postchefin trotz Hinweisen zu wenig nachgestossen, so dass nun die gemeinsame Vertrauensbasis fehle.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Wie die Konzernleiterin über Jahre alle Warnsignale ignorierten, zeigt die Chronik:

26. Juni 2009: Postauto anerkennt nach Intervention des Bundesamts für Verkehr (BAV) die Verrechnung zu hoher kalkulatorischer Zinsen und zahlt bis 2011 13,7 Mio. zurück.

5. Juli 2011: Brief der kantonalen Verkehrsdirektoren an das BAV mit Kritik an den Postauto-Offerten. Das BAV antwortet ihnen, sie sollten härter verhandeln.

12. September 2011: Das BAV kritisiert die Management Fees bei Postauto.

20. Juli 2012: Brief der Kantone Jura, Bern, Waadt und Neuenburg an das BAV mit Kritik an den Postauto-Offerten. Das BAV bezeichnet diese als inakzeptabel und stellt der Post Fragen dazu.

1. September 2012: Susanne Ruoff wird CEO der Post.

26. November 2012: Spitzentreffen zwischen BAV-Chef Peter Füglistaler, Ruoff und der Eidg. Finanzverwaltung, bei dem der Post erklärt wird, dass die branchenübliche Rendite beim suventionierten Regionalverkehr 0 Prozent beträgt.

1. bis 3. Mai 2013: Konzernleitungsklausur mit dem Traktandum «Gewinnsicherung» bei Postauto.

5. Juni 2013: Konzernleitungssitzung, Variante «juristische Neustrukturierung» von Postauto wird weiterverfolgt.

21. August 2013: Aktennotiz der internen Revision an den Verwaltungsratsausschuss Audit & Risk sowie an Postauto-Chef Daniel Landolf, Ruoff und Finanzchef Pascal Koradi: «Aus Sicht interne Revision wird der vom Regulator genehmigte Wertefluss übersteuert.»

1. Mai 2015: Pascal Stirnimann fängt als Revisor beim BAV an.

26. April 2016: Urs Schwaller löst Peter Hasler als Post-Präsident ab.

Urs Schwaller

Post-Präsident Urs Schwaller.

Quelle: Keystone

1. Juni 2016: Postauto bekommt eine neue Holdingstruktur.

2. September 2016: Stirnimann fängt mit Untersuchungen an. Es kommt zu Verzögerungen, weil Postauto die Dokumente nicht herausrückt.

8. September 2017: Füglistaler wendet sich an Ruoff und fordert Kooperation. Sie sagt zu, die Post liefert die geforderten Unterlagen.

2. November 2017: Die Post kündigt per Ende April die Frühpensionierung von Landolf an.

14. November 2017: Die Post erhält einen Berichtsentwurf vom BAV und stellt «umgehend» eine externe Taskforce aus Leuten von EY sowie der Anwaltskanzlei Kellerhals Carrard zusammen.

15. Dezember 2017: Die Post erhält den definitiven Bericht.

21. Dezember 2017: Landolf trifft Schwaller.

28. Dezember 2017: Landolf fasst die Entstehungsgeschichte schriftlich für Schwaller zusammen.

5. Februar 2018: Landolf und Postauto-Finanzchef Roland Kunz werden per sofort freigestellt; Poststellen-Chef Thomas Baur übernimmt a.i.

Daniel Landolf

Ex-Postauto-Chef Daniel Landolf.

Quelle: Keystone

6. Februar 2018: Das BAV veröffentlicht den Prüfbericht: Postauto hat zwischen 2007 und 2016 total 107 Mio. Fr.illegal umgebucht. Das sei «in einer Ecke der Postauto AG» geschehen, sagt Susanne Ruoff.

8. Februar 2018: Der «Blick» publiziert interne Dokumente, Schwaller übernimmt das Dossier.

12. Februar 2018: Bundesrätin Doris Leuthard stellt sich in «TalkTäglich» vor Ruoff.

14. Februar 2018: Ausserordentliche Sitzung des Post-VR.

15. Februar 2018: Schwaller spricht Ruoff öffentlich das Vertrauen aus. Viele Politiker zweifeln an seiner Unabhängigkeit.

10. Juni 2018: Susanne Ruoff tritt wegen des Buchungsskandals bei Postauto per sofort zurück. Sie übernehme die Verantwortung für die Tricksereien in dem Unternehmenszweig, teilte die von ihr beauftragte Kommunikationsagentur mit.