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PersonConstantin Seibt
Dann und wann braucht es eine kleine Revolution. In der Politik. Beim Wetter. Und im Journalismus», twitterte der preisgekrönte Journalist Constantin Seibt, nachdem er vergangenen Oktober seinen Job beim «Tages-Anzeiger» gekündigt hatte. Gleichzeitig machte er bekannt, höchstselbst für ein Beben in der Schweiz sorgen zu wollen mit dem «Project R», das er zusammen mit seinem Kompagnon Christof Moser, zuletzt Bundeshaus-Journalist und Medienkritiker bei der «Schweiz am Sonntag», als Start-up gegründet hat. Anfang 2018 geht daraus das digitale Magazin «Republik» hervor. Seibt – Sprachrohr und Gesicht des Vorhabens – verspricht viel: «Kompromisslos in der Qualität, leserfinanziert, ohne Werbung und ohne Bullshit.» Ihm gehe es darum, die Freiheit und die Qualität der Medien, also die Demokratie schlechthin, zu verteidigen, sagt der 51-Jährige. Anders als die grossen Verlage will er seine Mission mit zahlenden Lesern, nicht mit Internetwerbung finanzieren.
Seinem Projekt flossen innert kürzester Zeit fast sieben Millionen Franken zu; 3,5 Millionen Franken von Investoren und Spendern, 3,4 Millionen Franken von der Crowd, den Abonnenten des ersten Jahrgangs. Das erklärte Ziel der Sammelaktion vom April lautete: 3000 Geldgeber zu mobilisieren, von denen jeder mindestens je 240 Franken einschiesst und damit ein «Republik»-Abo für ein Jahr löst. Fast 14 000 haben eingezahlt, um dem Onlinemagazin den Start auf Anfang Jahr zu ermöglichen – gemäss Initianten ein «Weltrekord für journalistisches Crowdfunding». Den Markttest hat die «Republik» fürs Erste bestanden.
In fünf Jahren soll sie selbsttragend funktionieren, so sieht es Seibts Businessplan vor. Dazu sind 22 000 Abonnenten nötig. Die erhalten für die 240 Franken im Jahr künftig ein bis drei Geschichten pro Tag, alles «solide Beiträge, mit denen man wirklich informiert ist» (Seibt). Zwölf fest angestellte und freie Journalisten recherchieren und schreiben in der «Republik»; für sie sind im Jahresbudget 350 000 Franken reserviert. Mit der Lancierung der «Republik» ist Constantin Seibt marketingmässig ein Bomben-Coup gelungen. Darauf, was von seinen Versprechen wahr wird, darf man gespannt sein.