Donald Trump gibt den Angeber, das Grossmaul par excellence. Genau das ist Teil seiner Strategie - und vielen Amerikanern gefällt es. Nun hat der US-Präsidentschaftsbewerber ein neues Buch veröffentlicht. Darin erklärt Donald Trump vor allem, wie toll Donald Trump ist.
Donald Trump ist einfach grossartig. Er ist reich. Sehr reich. Er ist richtig gut darin, viel, viel Geld zu verdienen. Die Menschen lieben ihn.
Politiker sind schrecklich. Illegale Einwanderer gehören abgeschoben. Extremisten müssen besiegt werden. Amerika muss wieder zu wahrer Grösse finden. Und überhaupt.
USA am Krückstock
Wer all das über den grossspurigen US-Präsidentschaftsbewerber noch nicht wusste, kann es jetzt auf 193 Seiten in seinem neuen Buch nachlesen. «Crippled America» heisst das aktuelle Werk des milliardenschweren Immobilienmoguls, in dem er das Bild eines gelähmten, am Krückstock gehenden Landes heraufbeschwört.
Wie auf vielen Buchdeckeln seiner bisherigen 15 Titel blickt er dem Leser finster entschlossen, fast wütend ins Auge. Die Föhnfrisur scheint zu schweben über der gerunzelten Stirn. Er strahlt geballtes Misstrauen gegenüber dem Washingtoner Establishment aus. Und dann legt Trump los.
Rundumschlag
Kapitel für Kapitel zerlegt der 69-Jährige die Supermacht USA in ein gelähmtes Land voller Loser und die Welt in ein «Schlamassel». Das US-Bildungssystem liege in Trümmern. Illegale Einwanderer bekämen Jobs, doch mehr als 20 Prozent der Amerikaner seien arbeitslos (die Quote liegt offiziell bei 5,1 Prozent).
Die Einwanderungspolitik sei eine «Einladung» an die Terrormiliz Islamischer Staat. Drohungen der USA verliefen im Sande. «Wenn ich meine Geschäfte auf diese Art führen würde, würde ich mich selbst feuern», schreibt Trump. Die Abrechnung mit den «befangenen Medien» liefert er gleich mit.
Auch die Infrastruktur der USA zerfalle in Stücke. Flughäfen, Brücken, Eisenbahn- und Elektrizitätsnetze - überall Chaos. Stunden warteten die Menschen täglich im Stau oder auf Züge, statt die Produktivität der weltgrössten Volkswirtschaft zu steigern, schreibt Trump.
Das Internet sei zu langsam. «Die Chinesen bauen da drüben neue Städte in etwa zwölf Minuten, während wir Jahre brauchen, um ein Dachfenster in unserem eigenen Zuhause genehmigen zu lassen.»
Trump - der Retter
Einen Retter aus diesem ganzen Schlamassel hat Donald Trump dann natürlich auch gleich parat: Donald Trump. «Wenn Sie über das Bauwesen sprechen, sprechen Sie lieber über Trump», klotzt der Unternehmer, der in Las Vegas, Chicago und New York aber auch in Indien, Panama, Uruguay, Brasilien und der Türkei bereits Casinos, Hotels und Luxus-Wohnungen hat bauen lassen.
Ein paar Farbbilder seiner schönsten Hochhäuser hat Trump gleich ins Buch drucken lassen. «Bevor wir Brücken zum Mars bauen, lasst uns sichergehen, dass die Brücken über dem Mississippi nicht einstürzen.»
Weniger Blabla, mehr Taten, Muskeln zeigen: Mit Zitaten von Ex-Präsident Teddy Roosevelt, bekannt für seinen «grossen Knüppel», und Box-Champion Mike Tyson verspricht das Enfant terrible des Wahlkampfs dem Leser, eine Regierung voller Schwächlinge abzulösen.
600 Millionen Einkommen 2015
Das goldene Händchen für Milliarden-Deals soll zur Faust auf dem Schreibtisch im Oval Office werden. Lahme Wirtschaft, Energiemarkt, Steuern - kein Problem ist zu gross für den «Big Shot» namens Trump.
Nebenbei legt er offen, dass sein Einkommen dieses Jahr mehr als 600 Millionen Dollar betragen wird und dass sein Kapital von 8,74 Milliarden Dollar stetig wachse.
In den Umfragen vorn
Trump, so viel weiss man inzwischen, leidet nicht an mangelndem Selbstbewusstsein. 14 Seiten umfasst allein der Abschnitt «Über den Autor» in seinem neuen Buch. Dass Trump so toll ist, denkt vor allem Trump selbst - doch Umfragen zufolge auch ein gutes Viertel der republikanischen Wähler.
Der Neurochirurg Ben Carson mag mit 24 Prozent Zustimmung knapp dahinter liegen. Doch für Trump ist klar: «Ihm fehlt das Temperament.» Im Buch brüstet er sich, der «reichste Präsidentschaftsbewerber aller Zeiten» zu sein, und schreibt: «Ich habe es allen gezeigt. ALLEN.»
«Wir sind richtig gut»
Kleines Beispiel, warum Trump in Washington etwa den Zuschlag für ein historisches Postgebäude im neoklassizistischen Stil bekam, um es in ein Edel-Hotel zu verwandeln: «Erstens: Wir sind richtig gut. Zweitens: Wir hatten einen richtig guten Plan. Drittens: Wir hatten eine grossartige Bilanz. Viertens: Wir sind HERVORRAGEND darin, nicht nur sehr gut, unsere Verträge zu erfüllen oder sogar zu übertreffen.» Und genau so, meint Trump, sollte eben auch das Land regiert werden.
Ob der Baulöwe es mit einer Kampagne, die vor allem auf grosse Töne setzt, wirklich ins Weisse Haus schaffen kann, scheint immer noch fraglich. Die grossen US-Medien wollen das mittlerweile aber nicht mehr ausschliessen.
Auch die Senatoren Marco Rubio und Ted Cruz sowie Floridas Ex-Gouverneur Jeb Bush haben ihren Vorwahlkampf nun auch auf den Buchmarkt ausgeweitet. So laut wie der New Yorker Baulöwe poltert keiner von ihnen. Am Ende ist das neue Buch von Donald Trump vor allem ein weiteres Buch darüber, wie toll Donald Trump ist.
(sda/ccr)