Investoren-Legende Warren Buffett versetzt seine Heimatstadt Omaha einmal im Jahr in Ausnahmezustand - die Einwohnerzahl steigt schlagartig um zehn Prozent, wenn seine Fans anrücken. Diesmal steht sogar ein Jubiläum an - und eine wichtige Frage im Raum.
Der Personenkult um Warren Buffett kennt kaum Grenzen: Tomoki Ohgisawa und Toshiyo Kusakabe sind den weiten Weg aus Japans Metropole Kyoto angereist, um den Starinvestor live zu sehen.
Buffett - «grösster Geschäftsmann aller Zeiten»
Damit es die Aktie von dessen Investmentfirma kauften konnte, die als Ticket zur Hauptversammlung dient, hat das frisch vermählte Paar seine Ersparnisse geplündert. «Insgesamt haben wir jeweils über 3000 Dollar für den Trip ausgegeben«, sagt Tomoki. Doch das sei es absolut wert, um dem «grössten Geschäftsmann aller Zeiten« nahe zu kommen.
Das jährliche Aktionärstreffen, bei dem Buffett seine Anhänger für ein ganzes Wochenende in seiner Heimatstadt Omaha im US-Bundesstaat Nebraska empfängt, ist ein Mega-Event.
Dieses Jahr fiel die Party sogar noch grösser aus, denn es war ein Jubiläum zu feiern: Vor 50 Jahren übernahm Buffett Berkshire Hathaway. Damals erschienen zwölf Leute, heute pilgerten über 40'000 Fans aus der ganzen Welt nach Omaha. «Die Stadt ist im Ausnahmezustand«, sagt Anwohner Mark Goodall.
Ungeklärte Nachfolge belastet Feierstimmung
Zum Auftakt hatte Buffett seine Aktionäre mit glänzenden Quartalszahlen verwöhnt. Im ersten Quartal 2015 verdiente Berkshire Hathaway unterm Strich 5,16 Milliarden Dollar. Das waren 10 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.
Doch es gibt ein Thema, das die Stimmung dämpfen könnte. Der wegen seines Riechers für gute Geldanlagen das «Orakel von Omaha« genannte Börsen-Guru ist inzwischen stolze 84 Jahre alt, sein Vize Charlie Munger gar schon 91. Es drängt sich die Frage auf: Wer soll den Job einmal übernehmen?
«Er kann hören, ich kann sehen»
Die beiden haben keine Pläne, sich zur Ruhe zu setzen, und nehmen ihr hohes Alter mit Humor: «Er kann hören, ich kann sehen - wir arbeiten zusammen«, mit diesen Worten begrüsst Buffett die Aktionäre.
Das Thema ist aber durchaus ernst. Berkshire bringt es an der Börse auf mehr als 350 Milliarden Dollar und ist damit eines der wertvollsten Unternehmen der Welt. Buffett und Munger treffen noch immer alle wichtigen Entscheidungen und gelten als Anleger als fast unerreichbar.
Doch diese Ungewissheit kann die Feierlaune heute nicht trüben. «Ich mache mir eigentlich keine Sorgen deshalb«, sagt ein Aktionär aus Florida.
«Berkshire wird es gut gehen»
Tatsächlich könnte die Entscheidung über die Nachfolge intern auch schon gefallen sein, in ihren jährlichen Briefen an die Investoren gaben Buffett und Munger erst kürzlich klare Hinweise. «Berkshire wird es gut gehen, wenn wir weg sind - vielleicht sogar besser«, sagt Munger auf eine Frage aus dem Publikum.
So bleibt das Jubiläumsfest ein unbeschwertes Spektakel. Buffett sorgt selbst für gute Laune, in dem er den Blödelbarden macht in einem Video, in dem er Boxprofi Floyd Mayweather zum Kampf fordert - in Statistenrollen Superstars wie Justin Bieber oder Puff Daddy.
(sda/ccr)