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PersonJovan Kurbalija
Als Jovan Kurbalija (55) vor fünf Jahren ins Silicon Valley reiste und seine Botschaft über die Verantwortung der Tech-Welt für die Gesellschaft platzierte, schauten ihn die Adressaten an, als käme er von einem anderen Planeten. Vor drei Jahren haben sie angefangen, ihm zuzuhören. Heute überhäufen sie ihn mit Einladungen und wollen immer wieder seine Meinung hören. Denn mittlerweile haben die Tech-Leader begriffen, dass sie auch Antworten auf nichttechnische – auf ethische und politische – Fragen liefern müssen. Und dass diese immer komplizierter werden, je mehr sie die Gesellschaft mit ihren Dienstleistungen durchdringen.
Datenschutz, Cybersecurity oder künstliche Intelligenz: Die Liste sei lang, sagt Kurbalija, der sich als Chef der Geneva Internet Platform starkmacht dafür, dass hierfür global gültige Spielregeln festgelegt werden, und zwar in Genf, wo bereits alle wichtigen internationalen Organisationen untergebracht sind. «Genf ist der Ort, an dem Technologie und Menschheit aufeinandertreffen.» Von hier aus hat Kurbalija auch als Co-Exekutiv-Direktor das von Uno-Generalsekretär António Guterres einberufene hochkarätige Gremium begleitet, dem nebst Melinda Gates und Alibaba-Gründer Jack Ma auch alt Bundesrätin Doris Leuthard angehörte.
Das Gremium hat seinen Bericht abgeliefert, womit auch Kurbalijas Mandat beendet worden ist. Doch die Arbeit ist damit noch lange nicht getan. Der Bericht sei eine Basis für eine globale Diskussion zur Erarbeitung einer Art «Digital Social Contract», wie Kurbalija es in Anlehnung an Jean-Jacques Rousseaus staatstheoretisches Werk nennt. Und natürlich wird auch er sich hier engagieren.
Den Grundstein legte der in Belgrad geborene Kurbalija 1992 in Malta, wo er die DiploFoundation ins Leben rief, eine gemeinsam von der Schweiz und Malta gegründete Stiftung. Diese sollte wissenschaftlich untersuchen, wie sich die Digitalisierung – oder damals eher: Computerisierung – auf die Diplomatie und die Politik auswirken würde. 2002 zog Kurbalija mit Frau und Tochter nach Genf. Die Erkenntnisse aus der DiploFoundation bilden die Basis für die Gründung der Geneva Internet Platform – eine Koproduktion des Aussendepartements, des Bundesamtes für Kommunikation, des Kantons Genf, der Universität Genf und der ETH Zürich.