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PersonLuca Maria Gambardella
Luca Maria Gambardella (56) ist der Problemlöser schlechthin. Ob das Problem «travelling salesman», «quadratic -assignment» oder «flexible job shop» hiess – stets hat der Italiener bei der -Lösungsfindung mitgemischt. Bei fast 300 Arbeiten, die schon über 40 000 Mal zitiert wurden, hat er partizipiert. Trotzdem ist der Computerwissenschaftler in der Deutschschweiz praktisch unbekannt. Das könnte am Standort des Instituts liegen, das er seit 23 Jahren führt.
Das Istituto Dalle Molle di studi sull’intelligenza artificiale, kurz IDSIA, liegt im Industriegebiet der Luganer Agglomeration. Es ist nach Angelo Dalle Molle benannt, dem Erfinder des Artischocken-Aperitifs -Cynar. Doch mit Alkohol hat Gambardella nichts am Hut. Der -gebürtige Vareser hat sich einen Namen damit gemacht, von den Ameisen zu lernen. Daraus zog er für die Wissenschaft -relevante Schlüsse, um die künstliche Intelligenz (KI) voranzubringen. Und genau damit hat das IDSIA globale Reputation erlangt. Seine -Forschung hilft mit, Drohnen besser zu steuern und Verkehrs-systeme zu optimieren. Google und Tesla zählen zur Kundschaft, und das selbstfahrende Auto wäre ohne IDSIA wohl erst halb so weit. Experten sagen dem Institut eine rosige Zukunft voraus.
Dazu muss Gambardella heute motivierte Studierende nach Lugano locken. Das gelingt ihm nicht so einfach wie den -beiden ETHs, die im deutlich attraktiveren Umfeld Zürichs und Lau-sannes situiert sind. Mit der Lancierung eines Masterstudiengangs für künstliche Intelligenz packte er das Problem letztes Jahr bei der Wurzel. Damit der Nachwuchs nicht in Scharen in die USA oder nach China abwandert, hat er sich mit europäischen Kollegen -zusammengetan, die eine dezentrale europäische Forschung unter einem gemeinsamen Dach aufbauen wollen.
Gambardella ist ein Pragmatiker: Dass die KI die Menschheit dereinst überragen wird, befürchtet er nicht. «In Zukunft sehe ich einen kleinen Chatbot, einen Roboter, auf meiner Schulter, der mir in vielen Situationen gute Ratschläge gibt», sagt er. KI werde nicht in alle Bereiche eindringen und ebenso Fehlentscheide treffen. «Dann werden wir mit unserem eigenen Kopf entscheiden.»