Der Bundesrat hat keine Zweifel: Monika Ribar (56) ist perfekt für den Posten als SBB-Präsidentin. Schliesslich verfügt sie «über eine breite Erfahrung in der Führung international ausgerichteter Transport- und Logistikdienstleister», wie die Regierung Ende Januar mitteilte. Von 2006 bis 2013 war die Toggenburgerin Chefin von Panalpina. Fast ein Vierteljahrhundert war sie insgesamt beim Basler Transportriesen tätig. Nun wird sie am 15. Juni als Nachfolgerin von Ulrich Gygi gewählt.
Die Wahl ist nur noch Formsache. SBB-intern gibt es aber viele kritische Stimmen. Sie sei die klassische Quotenfrau, heisst es. Seit Ribar ihr Panalpina-Amt abgegeben hat, amtiert sie als Vollzeitverwaltungsrätin. Sie ist besser vernetzt als viele ihrer männlichen Kollegen. Im Board der Lufthansa sammelte sie Kenntnisse zum Luftverkehr, bei Rexel und Logitech holte sie sich Wissen über die Elektronik und Computerinfrastruktur dazu.
Und nach neun Jahren im VR der Privatbank Julius Bär dankte ihr Raymond Bär (56) beim Abschied 2010 für ihr «herausragendes Engagement». Umstrittener ist ihre Rolle beim Bauchemiekonzern Sika. Dort gehört sie der Widerstandsgruppe im VR an. Die Aktionärsfamilie Burkard halste ihr eine Verantwortlichkeitsklage auf. Die könnte ihr noch einen grösseren Imageschaden verpassen.
Die Mitstreiter
Ein Name, der regelmässig im Zusammenhang mit Monika Ribar fällt, ist Raymond Bär. Mit dem Urenkel des Julius-Bär-Gründers teilt sie nicht nur das Geburtsjahr 1959 und die Sammelleidenschaft bei Verwaltungsratssitzen, sondern sass sie auch neun Jahre im Julius-Bär-Verwaltungsrat. Dort kam sie mit Daniel Sauter in Kontakt, mit dem sie drei Jahre im obersten Gremium der Privatbank verbrachte. Er dürfte ihr zum VR-Sitz bei Sika verholfen haben, den sie 2011 übernahm, ein Jahr nachdem sie Julius Bär verlassen hatte.
Im Verwaltungsrat von Logitech ging sie mit Ex-Präsident Daniel Borel durch turbulente Zeiten. Dazu zählt der Abbau von 500 der 3000 Stellen Anfang 2009. Auch mit Borels Nachfolger Guerrino De Luca und VR-Mitglied Sally Davis pflegt Ribar ein mehr als nur kollegiales Verhältnis. Panalpina-Präsident Rudolf Hug ist einer ihrer wichtigsten Förderer. Er kam 2005 ins Amt, ein Jahr bevor Ribar CEO wurde. Obwohl Experten dem Management beim Korruptionsskandal von Panalpina miserable Noten erteilten, zweifelte Hug nie an Ribars Kompetenz.
Noch-SBB-Präsident Ulrich Gygi führte Ribar in die Welt der Staatsbahn ein. Das professionelle Verhältnis der beiden wird als sehr eng beschrieben. Auch mit SBB-Chef Andreas Meyer soll sich Ribar überdurchschnittlich gut verstehen. Sie wird Meyer, der langsam als Wackelkandidat gilt, den Rücken stärken.
Die Gegenspieler
Als Panalpina-CEO hatte sich Ribar wegen eines Korruptionsfalles mit der US-Staatsanwältin Stacey Luck und der Ermittlerin Cheryl Scarboro von der US-Börsenaufsicht angelegt. Das kostete Panalpina rund 300 Millionen Franken – in Relation zum geringen Deliktumfang ein Rekord.
Im Verwaltungsrat von Sika verkrachte sich Ribar im Dezember 2014 mit der Eigentümerfamilie Burkard, als diese verkündete, die Stimmrechte-Mehrheit an die französische Saint-Gobain zu verkaufen. Monika Ribar opponiert seitdem mit ihrem VR-Kollegen Daniel Sauter, den sie aus dem Julius-Bär-Verwaltungsrat kennt, gegen den Deal. Auf der Gegenseite geht Familienpatron Urs Burkard mit einer Verantwortlichkeitsklage gegen sie vor. Es stehen ihr starke Anwälte gegenüber: Urs Schenker von Walder Wyss für die Familie und Rolf Watter von Bär & Karrer für Saint-Gobain.
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