Die Überraschung war gross, als im September mit dem 41-jährigen Amerikaner Vas Narasimhan ein weitgehend Unbekannter zum neuen Novartis-Chef gekürt wurde. Am 1.Februar tritt der Amerikaner mit indischen Wurzeln an – und hat Grosses vor. «Ich will mit meinem medizinischen Background die grösstmögliche Wirkung auf die Welt erzielen», betont er gegenüber BILANZ.
Vor allem die Durchschlagskraft der Forschung wolle er bei Novartis deutlich erhöhen. «Ich will grosse, kühne Innovationsprojekte realisieren.» Die Gesellschaft erwarte «von uns Durchbrüche in der Medikamentenforschung. Kleine Verbesserungen reichen nicht mehr.»
Erreichen will er diese Ziele durch eine kontinuierliche Digitalisierung aller Prozesse. Novartis soll eine Medizinfirma werden, «die von Datenmanagement und Digitalisierung getrieben wird.» Auch für die gesamte Pharma-industrie, deren Reputation in den letzten Jahren vor allem in den USA stark gelitten hat, will er sich einsetzen. «Ich will den Ruf unserer Industrie verbessern», und fügt hinzu: «Ich bin persönlich nicht durch Geld motiviert.»
Bei Novartis, lange traumatisiert vom 40-Millionen-Salär des Übervaters Daniel Vasella, eine ganz spezielle Botschaft. Narasimhan wohnt mit seiner Familie weiter in einer Mietwohnung in der Basler Innenstadt, und auf seinem Ipad vertieft er sich in ruhigen Momenten in die Weisheitsklassiker «Tao te King» und «Bhagavad Gita». Aber keine Angst: Ein Träumer ist er nicht.
Novartis ist an guten Börsentagen vor Roche und Pfizer der höchstbewertete Pharmahersteller der Welt, da schafft es niemand ohne Härte an die Spitze. Wie er den Konzern ausrichtet, wird wohl das spannendste Experiment der Schweizer Unternehmensszene in diesem Jahr werden. Einen Einblick in seine Pläne finden Sie in unserer Titelgeschichte: Lesen Sie das erste grosse Porträt des neuen Novartis-Chefs.