Die Business-Idee
So viele Firmenneugründungen wie noch nie verzeichnet die Schweiz in diesem Jahr – trotz der Corona-Pandemie. In den ersten drei Quartalen waren es 33 617 Neugründungen – ein Plus von 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ein Jungunternehmen, das selbst erst vor wenigen Monaten an den Start gegangen ist und von den vielen Neugründungen profitiert, ist Open2Work aus Zürich. «Wir bieten Freelancern und Startups flexible Arbeitsplätze mit top Infrastruktur zu einem Festpreis von 25 Franken pro Person und Tag», sagt der CEO und Mitgründer Lionel Ebener. Und zwar nicht in Form eines Coworking-Spaces: Firmen mit zeitweise oder langfristig leer stehenden Büroräumen oder -plätzen können diese auf der Vermittlungsplattform registrieren. Während kleine Unternehmen durch das Angebot Fixkosten sparen, können die grossen zusätzliche Einnahmen generieren.
Die Gründer
Lionel Ebener ist Betriebswirt und hat schon mehrere Startups gegründet. Mitgründer und CTO Alexandre Roque ist Informatiker und ebenfalls Startup-erfahren. Im März lernten sich die beiden über einen gemeinsamen Bekannten über Zoom kennen und planten, tüftelten und gründeten ihr Jungunternehmen coronabedingt quasi per Videoschaltung. «Erst nach einiger Zeit haben wir uns zum ersten Mal getroffen», lacht Ebener. Doch schnell stand fest: Die Chemie stimmt zwischen den beiden Wallisern mit Wahlheimat Zürich und beide glauben fest an das Potenzial der Business-Idee. Roque programmiert die Seite, Ebener beginnt mit der Akquise erster Partnerbüros und kümmert sich zunehmend auch um Vermittlung und Marketing. «Mittlerweile haben wir rund 16 Standorte in Zürich und planen weitere in Bern und der Westschweiz», so Ebener, «wir sind noch ein sehr kleines Team, unsere Ressourcen sind begrenzt, aber wir arbeiten hart daran, schnell für die breite Masse sichtbar und nutzbar zu werden.»
Der Markt
Coworking-Spaces gibt es schon seit einigen Jahren. Laut dem «Shared Office Monitor» waren es 2019 bereits 185 Spaces mit rund 12 000 Coworkern, welche die Angebote nutzten. Mit der wachsenden Anzahl von Neugründungen, der zunehmenden Homeoffice-Bereitschaft und der unsicheren Wirtschaftslage durch die Corona-Pandemie könnte die Zahl derer, die offen für flexible Arbeitsplätze jenseits des einsamen Homeoffice sind, weiter steigen. «Wir sehen uns nicht als Konkurrenz zu den Coworking-Spaces, sondern als ergänzendes Angebot», sagt Ebener. Open2Work lege den Fokus klar auf die Einbindung von Coworkern in bestehende Firmeninfrastrukturen und damit auf die Vermittlung von Unternehmensfreiplätzen. Neben einzelnen fixen und variablen Büroplätzen, tages- oder wochenweise, bietet das Startup auch die Vermittlung von Gruppen-Lösungen für Teams.
Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.
Das Kapital
Bisher haben die beiden Gründer ihre GmbH komplett selbst finanziert. 2021 soll die erste Finanzierungsrunde folgen. «Im Idealfall finden wir einen Investor, der ein Netzwerk und Kompetenzen im Immobilienbereich mitbringt und uns weitere Türen öffnen kann», so Ebener.
Die Chance
Jetzt solle es vor allem darum gehen, schnell zu wachsen. «Unser Angebot macht noch mehr Sinn und bietet noch mehr Flexibilität, sobald wir in zahlreichen Städten und Gemeinden in der Schweiz und im Ausland vertreten sind», weiss Lionel Ebener, «wenn wir unseren Fokusmarkt Schweiz erobert haben, sind für uns auch Expansionen nach Deutschland und Frankreich denkbar.»