Die Business-Idee
Medikamentenrückstände, Mikroplastik und durch die Landwirtschaft verursachte Pestizid- und Nitratbelastungen gefährden weltweit die Qualität des Trinkwassers. «Das Problem wollten wir angehen und haben nachhaltige Wasseraufbereitungstechnologien entwickelt, die überall zum Einsatz kommen können», sagt Fabio Hüther, Mitgründer des Startups Evodrop aus Brüttisellen. «Ob für Menschen, Tiere oder Pflanzen – wir sorgen für schadstoff- und chemiefreies, sauberes und gesundes Wasser.» Statt auf chemische Verfahren setzen die Gründer auf eine selbst entwickelte Ultra-Nanomembran, die 614 verschiedene Schadstoffe aus dem Wasser filtert.
Die Gründer
Hüther selbst erkrankte mit acht Jahren an Knochenkrebs: «Das hat mich schon in so jungen Jahren wachgerüttelt», sagt er, «weil es für mich unvorstellbar war, dass ich als Kind in einem so hochentwickelten Land, quasi unverschuldet, eine so schlimme Krankheit mit nur 50-prozentiger Überlebenschance bekommen konnte.» Er fragt sich damals: «Wie geht es dann Kindern in anderen Ländern dieser Welt?» Schon als Teenager gründet er deshalb seine erste NGO. Als dann noch sein afrikanisches Patenkind an Cholera stirbt, verursacht durch kontaminiertes Trinkwasser, weiss er: «Ich möchte wirklich etwas verändern.» Er setzt erste Trinkwasser-Hilfsprojekte um, studiert parallel Ingenieurwesen und beginnt mit Geologen an neuen Filtertechnologien zu tüfteln. Ende 2019 gründet er mit Dino Novia die Evodrop AG. Mittlerweile wurden international Patente auf selbst entwickelte Technologien angemeldet.
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Der Markt
Herkömmliche Wasserfiltermethoden setzen auf Kartuschen, die regelmässig angeschafft und ausgetauscht werden müssen. «Das kostet nicht nur viel und ist aufwendig, sondern belastet auch die Umwelt», sagt Fabio Hüther. «Wir möchten nachhaltigen Einfluss auf die Umwelt nehmen und auch Menschen weltweit bezahlbaren Zugang zu sauberem, gesundem und weichem Trinkwasser ermöglichen.» In Industrieländern sehen die Jungunternehmer ihre Zielgruppe vor allem im Bereich natürlicher Schwimmbadtechnik ohne Chlor oder Brom sowie im Immobiliensektor.
Das Kapital
Der Sprung von der Hilfsorganisation zum eigenen Unternehmen in den Jahren 2017 bis 2019 gelang auch mit Unterstützung der Startup Academy Basel. Evodrop beschäftigt heute rund fünfzig Mitarbeitende und hat erfolgreich den Markteintritt geschafft. Weil in der Schweiz weniger die Schadstoffe als vielmehr der Kalkgehalt im Trinkwasser ein Problem ist, gelingt das Umsatzwachstum hierzulande mit Entkalkungsanlagen, die neue Massstäbe setzen: «Unser System funktioniert komplett ohne Salz oder Chemikalien. Wir arbeiten stattdessen mit Apfelessig, der aus Fallobst generiert wird.» Immobilienbesitzer und -verwalter können dadurch nicht nur ihre Instandhaltungskosten, etwa für Leitungen und wasserführende Geräte wie Geschirrspüler und Boiler, reduzieren. Die Umwelt hat auch etwas davon: Es muss weniger Salz abgebaut werden und es gelangt keine Sole mehr als Abfallprodukt ins Grundwasser.
Die Chance
Das Startup betreibt mit Umuntu Movement weiterhin den gemeinnützigen Verein, der Brunnenbau und Wasseraufbereitungsprojekte, aktuell überwiegend in afrikanischen Ländern, unterstützt. Dadurch konnte bereits über 20’000 Menschen der Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglicht werden. «Wir nennen das Ganze einen Ecopreneurship Cycle, die AG und der Verein gehen dabei eine Symbiose ein», erklärt Fabio Hüther. «Wir glauben daran, dass sich Business-Erfolg und soziales Engagement nicht ausschliessen.» Markteintritte im DACH-Raum, in Südafrika und im Nahen Osten sind geglückt. Laufende Ziele sind die Verdopplung des Umsatzes, weitere Expansionsschritte, etwa in den USA und Australien, sowie schweizweit die Nummer eins im Immobilienkalkschutz zu werden.
1 Kommentar
Hört sich vielversprechend an - aber der Artikel im Beobachter wirft ein anderes Licht auf das Start up