Was immer war, wird immer so bleiben. Das glaubt wohl auch Finanzminister Hans-Rudolf Merz, als er am 19. März 2008 im Nationalratssaal an die Adresse des Auslands ausruft: «Jenen, die das schweizerische Bankgeheimnis angreifen, kann ich voraussagen: An diesem Bankgeheimnis werdet ihr euch noch die Zähne ausbeissen.» Ein Jahr und etliche unglückliche Abwehrübungen später, am 13. März 2009, geben Merz und seine Regierungskollegen klein bei, akzeptieren den ominösen OECD-Artikel 26 und verzichten fortan auf die spitzfindige Unterscheidung zwischen Steuerbetrug und Steuerhinterziehung – und damit auf das, was immer als «unverhandelbar» galt.

Die studierte und promovierte Philosophin Daniela Stoffel, die nach einer akademischen eine diplomatische Laufbahn eingeschlagen hat, verlässt in dieser Zeit Washington und übernimmt auf der Schweizer Botschaft in Berlin die Leitung des Bereichs Wirtschaft und Finanzen – und ist plötzlich mittendrin im ebenso erfolglosen wie schmerzvollen Abwehrkampf der Schweiz gegen die Einführung des automatischen Informationsaustauschs. Krampfhaft hecken Bundesrat und Parlament Alternativen aus und entscheiden sich schliesslich für die Idee von Alfredo Gysi, dem Präsidenten der Auslandbanken, wonach Banken für die ausländischen Staaten anonym eine Quellensteuer erheben sollen. In der Folge schliesst die Schweiz mit Grossbritannien und Österreich solche Abkommen ab – ebenso wie mit Deutschland, an dessen Aushandlung auch Stoffel beteiligt ist.

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Zehn Jahre SIF

Die Hauptverantwortung liegt aber bei Michael Ambühl, erster Staatssekretär im vor zehn Jahren neu geschaffenen Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF). Die Behörde, die im März 2010 offiziell ihre Arbeit aufnimmt, ist die späte Antwort der Schweiz auf die Dauerattacken des Auslands auf den hiesigen Finanzplatz. Sie soll, so jedenfalls die Hoffnung, das Ende der Epoche der politischen Fehleinschätzungen einläuten. «Wir sind in diesem Bereich bis jetzt nicht stark genug gewesen, wir sind zu oft reagierend statt proaktiv», räumt Merz bei Ambühls Ernennung ein.