Am letzten Wochenende röhrte und krachte es in der Nähe des Bodensees. 150 «Auto-Poser» stellten ihre Gefährte zur Schau: PS-starke, möglichst laute Sportwagen, an deren Motoren so einiges justiert und geschraubt worden ist. Die Polizei löste das illegale Treffen nach kurzer Zeit auf.

Auch in Zeiten von Tesla scheint der Verbrennungsmotor zu faszinieren. Mit leisen Elektroautos macht das Tuning kaum Spass.

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Noch dominiert der Verbrennungsmotor

Das Hobby der Autoverliebten spiegelt eine Realität im Land: Auf Schweizer Strassen sind heute vor allem «Benziner» unterwegs. Auch wenn  – ein neuer Rekord – letztes Jahr 30 Prozent der Neuwagen einen alternativen Antrieb hatten: Fast drei von vier Käuferinnen entschieden sich immer noch für ein klassisches Auto.

Geht es nach der grünen Partei, soll sich das sehr rasch ändern. Sie fordert ein Zulassungsverbot für Autos mit fossilem Antrieb ab 2025. Dies ist Teil ihres überarbeiteten Klimaplans, den die Partei heute Dienstag präsentiert.

Solche Forderungen liegen im Trend. Länder wie Norwegen, Grossbritannien, Japan oder die Niederlande haben bereits vorgespurt. Doch nur Norwegen hat ein so frühes Datum gewählt wie die Grünen, 2025.

Ein Zulassungsverbot ab 2025 ist unrealistisch. Und das ist wohl auch der Partei bewusst. 

«Ein Zulassungsverbot ab 2025 ist unrealistisch. Und das ist wohl auch der Partei bewusst.»

Ob der Staat wirklich Verbote setzen muss, sei dahingestellt. Das Vorpreschen der Grünen ist aber grundsätzlich sinnvoll, denn es schafft Druck und signalisiert den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft, dass man einen Gang höherschalten könnte. Die Schweiz muss beim Umbau der Elektromobilität Tempo machen und aufpassen, gegenüber dem Ausland nicht ins Hintertreffen zu geraten.

Die Grünen schaffen Dringlichkeit. Aber sie verpassen mit ihrer Forderung zugleich eine Chance.

Umbau der Infrastruktur

Denn leider verhindert die Partei selber, dass ihre Forderung Ernst genommen wird, indem sie eine so frühe Deadline wählt. Es ja nicht einfach damit getan, Benzinautos aus den Verkaufsräumen zu verbannen.

Die beste Alternative zum «Benziner» ist aus heutiger Sicht das Elektroauto. Für die braucht es ein dichtes Netz an Ladestationen. Und sie benötigen Strom aus möglichst sauberen Quellen: Wasser, Sonne, Wind und Gas.

Für diesen grundlegenden Umbau der Infrastruktur reichen vier kurze Jahre nicht aus.

Statt 2025 hätten die Grünen lieber einen späteren Zeitpunkt wählen sollen: 2035 beispielsweise (wie es in Kalifornien beschlossen wurde oder in Japan geplant wird). Oder 2030 (wie es die Regierung von Boris Johnson in England anstrebt). Das wäre ein immer noch ehrgeiziges Ziel – aber es würde ernster genommen.

Das sagte Autoexperte Dudenhöffer zur Forderung der Grünen

Der deutsche Autoexperte Friedrich Dudenhöffer begrüsst grundsätzlich Zulassungsverbote für Autos mit Verbrennungsmotor. Fixe Ausstiegsdaten schafften Transparenz und reduzierten Unsicherheit, und dies sei für Investitionen enorm bedeutsam, findet der Leiter des CAR-Forschungszentrums in Duisburg.

Einen Ausstieg der Schweiz 2025 nennt er auf Anfrage aber «sehr mutig und ergeizig». «Es ist schön, dass man jetzt zügig umsteuern will», sagte Dudenhöffer weiter.

«Aber man sollte für Ladeinfrastrukturaufbau eine vernünftige Planungsperiode vorgeben.» «2030 würde passen, vielleicht auch 2028, wenn man wirklich ein deutliches Signal setzen will.»