Migration ist ein kontroverses Thema. Während die eine Seite die Gefahren für das soziale Gefüge in den Zielländern betont, verweist die andere Seite auf die dringend benötigten Arbeitskräfte zur Sicherung des Wohlstandes. In vielen reichen Ländern würde die Bevölkerung ohne die Einwanderung zurückgehen. Die zunehmende Alterung der Gesellschaft führt dazu, dass immer weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter für die zunehmende Zahl der Pensionierten aufkommen müssen.
Neben technologischen Lösungen und der Familienpolitik kann auch die Migration gegen den drohenden Arbeitskräftemangel helfen. So gehören Europa und die reichen Staaten der Arabischen Halbinsel zu den wichtigsten Einwanderungszielen. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden beispielsweise fast 90 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner der Vereinigten Arabischen Emirate im Ausland geboren. Und im Fall von Katar sind es rund 80 Prozent.
In Europa sind es die Kleinstaaten Liechtenstein, Monaco und Andorra, in denen die Mehrheit der Bevölkerung im Ausland geboren wurde. Das EU-Mitglied Luxemburg liegt mit 47 Prozent knapp darunter. Von den grösseren Ländern ist die Schweiz mit knapp 30 Prozent Spitzenreiterin auf dem Kontinent.
Kaum Einwanderer in China und Japan
Während die drei westlichen Wirtschaftsgrossmächte USA, Deutschland und Grossbritannien relativ hohe Migrantenanteile von rund 15 Prozent aufweisen, leben in China und Japan nur sehr wenige Einwanderer. Gründe sind die restriktive Einwanderungspolitik der beiden Länder, aber auch kulturelle Begebenheiten, etwa die schwer zu erlernenden Sprachen und die für Ausländerinnen und Ausländer schwierigen Arbeitsmärkte.
Obwohl der Geburtenrückgang sowohl in China als auch in Japan als soziale Zeitbombe erkannt wurde, dürften diese Länder auch weiterhin eine restriktive Einwanderungspolitik verfolgen und stattdessen neue Anreize zum Kinderkriegen und technologische Lösungen suchen.
Mehr als 270 Millionen Migrantinnen und Migranten
Insgesamt lebten 2019 laut den Vereinten Nationen über 270 Millionen Menschen nicht in ihrem Geburtsland. Diese Zahl dürfte – angetrieben durch Armut, Kriege und den Klimawandel – weiter zunehmen. Wie die betroffenen Gesellschaften in den Ein- und Auswanderungsstaaten damit umgehen, ist eine der grossen Fragen unserer Zeit.