Die Selenski-Regierung sucht eine neue Rolle. Die Ukraine will nicht mehr nur Opfer und Bittstellerin sein, sondern positioniert sich zunehmend als attraktives Ziel für Investoren und Anlegerinnen – mitten im Krieg. Energie, Getreide- und Milchindustrie, top ausgebildete Leute im IT-Sektor, die Privatisierung von Staatsbetrieben, das Land als europäischer Produktionsstandort in Konkurrenz zu China: Hört man Selenskis Regierungsmannschaft elf Monate nach Kriegsbeginn zu, etwa letztens beim World Economic Forum (WEF) in Davos, dann wartet am Rande Europas das Dorado für Unternehmerinnen und Unternehmer. Mit dem mehr als lästigen Nachteil, dass Putin die Ukraine immer noch dem Erdboden gleich machen will.
«Wir verstehen, dass das grosse Geld erst nach dem Krieg kommt. Aber wir schlagen vor, jetzt schon Möglichkeiten auszuloten», sagte Rostyslav Shurma, Selenskis stellvertretender Kabinettschef, in Davos. «Die Ukraine ist sehr wettbewerbsfähig. Und wenn wir erst mal Zugang zum europäischen Binnenmarkt haben – dann wird es boomen.»