Jetzt hat der Handelskrieg von Donald Trump (78) definitiv globalen Charakter angenommen. Um Punkt 0.01 Uhr in der Nacht auf Mittwoch sind die Strafzölle von 25 Prozent auf alle Importe von Stahl und Aluminium in die USA in Kraft getreten. Damit trifft der Zollhammer des US-Präsidenten erstmals, seit Trump wieder das Sagen im Weissen Haus hat, auch Europa. Schliesslich gelten die Zölle für alle Länder – also auch für die Schweiz. Und die EU.
Nur: Die Zölle könnten sich als grosses Eigengoal des US-Präsidenten erweisen. Denn eine neue Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) kommt zum Schluss, dass die Stahl- und Alu-Zölle Europa kaum schaden werden. Den USA dagegen schon, wie das IfW auf Basis einer am Dienstag publizierten Simulation schlussfolgert.
«Ganz erheblichen» Schaden für US-Wirtschaft
Die konkreten Zahlen: Die neuen US-Importabgaben führten im EU-Wirtschaftsraum kurzfristig zu einem Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von «lediglich 0,02 Prozent», heisst es in einer Medienmitteilung des IfW. Diesen geringen Effekt führen die Studienautoren darauf zurück, dass Stahl und Aluminium nur 5 Prozent der gesamten Exporte der Europäischen Union ausmachen würden. Und davon gehe wiederum nur ein kleiner Teil in die Vereinigten Staaten.
Die Zölle befeuern unter anderem die US-Preise.
Gleichzeitig sei der wirtschaftliche Schaden, den sich die USA selbst zufügten, «ganz erheblich». Konkret rechnet das namhafte deutsche Wirtschaftsforschungsinstitut damit, dass die Preise um 0,41 Prozent steigen dürften. Das befeuert dann die US-Inflation, die seit September wieder anzieht und im Januar 3 Prozent erreicht hat.
Weiter prognostiziert das IfW, dass die US-Exporte um 1,37 Prozent sinken werden. «Importierter Stahl und Aluminium verteuern sich erheblich und erhöhen dadurch auch die Produktionskosten vieler amerikanischer Industrien», schreibt das Kieler Institut in seiner Analyse.
EU muss trotzdem «wachsam bleiben»
Julian Hinz, Forschungsdirektor für Handelspolitik am IfW, warnt jedoch davor, in Europa zu sehr in Schadenfreude zu verfallen. «Auch wenn die direkten Auswirkungen von Trumps Zollpolitik auf die EU nicht ins Gewicht fallen, signalisieren sie das Potenzial für weitere protektionistische Massnahmen.» Die EU müsse wachsam bleiben und sich auf eine mögliche Eskalation vorbereiten.
Und genau das tut Europa. Zumindest sind von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (66) deutliche Worte in Richtung Donald Trump zu vernehmen. Ab dem 1. April würden «starke, aber verhältnismässige» Zölle auf eine Reihe von US-Produkten erhoben, erklärte sie am Mittwoch. Konkret fallen ab dann Abgaben auf US-Exportschlager wie Jeans, Whiskey und Töffs an. Zusätzlich plant die EU-Kommission weitere Massnahmen, etwa Gegenzölle auf einige Stahl- und Aluminiumprodukte aus US-Herstellung.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte bereits Gegenmassnahmen an.
Schweizer Industrie gibt sich gelassen
Ähnlich wie für die EU dürfte sich der Schaden der jetzt gültigen Zölle auf Stahl und Alu auch für die Schweiz in Grenzen halten. Unser Land hat im letzten Jahr für rund 80 Millionen Franken Stahl- und Aluminium-Produkte in die USA exportiert – das macht gerade mal 0,8 Prozent aller Ausfuhren in die Vereinigten Staaten aus. «Noch ist es nicht dramatisch für die Tech-Industrie als Ganzes», sagte Jean-Philippe Kohl (58), Vizedirektor und Leiter Wirtschaftspolitik bei Swissmem, Mitte Februar zu Blick.
Ziemlich gelassen gab man sich auch bei Swiss Steel: «Der Export an Stahlprodukten in die USA ist überschaubar und betrifft vor allem hoch spezialisierte Produkte mit guter Marktposition», teilte der Luzerner Stahlkocher damals auf Anfrage mit. Will heissen, dass die Kunden in den USA sogar bereit sein könnten, den um ein Viertel höheren Preis für solche Produkte zu bezahlen – einfach weil sie konkurrenzlos sind.