Am Paul Scherrer Institut (PSI) in Villigen AG wird an Zukunftstechnologien geforscht. «Wissenschaft, wie wir sie betreiben, ist Spitzensport», sagt Karsten Bugmann, Leiter Human Resources Management. «Die Belastung für unsere Mitarbeitenden ist hoch. Sie bauen ihre Instrumente auf, führen ihre eigenen Experimente durch, halten Vorlesungen, bilden den Nachwuchs aus und betreuen daneben im User-Lab Wissenschaftler aus der ganzen Welt.» Darum müsse man schauen, dass die Forschenden bei aller Hingabe zur Arbeit auch die Möglichkeit zur Erholung haben und gesund bleiben.

Dafür sorgt das PSI seit 2016 mit dem Label «Friendly Work Space» von Gesundheitsförderung Schweiz, das die Rahmenbedingungen für eine gute und gesundheitsförderliche Zusammenarbeit nach klar definierten Kriterien regelt. 2022 durchlief das PSI erfolgreich das zweite Re-Assessment für das Label. «Das war mit viel Freude verbunden, da wir zeigen konnten, was wir alles erreicht haben», sagt der HR-Leiter.

Anspruchsvolle Diversität

Bugmann startete das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) am PSI bei seinem Stellenantritt im Jahr 2011 als Projekt mit einem breit abgestützten Team und ist stolz auf die Resultate. Mit rund 2500 Mitarbeitenden aus 65 Nationen und noch mehr Kulturen, darunter 300 Doktoranden sowie 250 Post-Doktoranden und 100 Lernenden, sind die Anforderungen an ein gesundes Arbeitsumfeld sehr hoch. «Nur schon wegen der vielen unterschiedlichen Berufsgruppen am PSI gibt es eine entsprechende Diversität.» Rund die Hälfte der Leute hat einen akademischen Hintergrund, viele kommen aus einem technischen Umfeld. Dazu kommt die vielfältige Altersstruktur: viele junge Mitarbeitende, die ihre Lehr- oder Wanderjahre am PSI verbringen, begegnen Angestellten, die bereits seit 20 Dienstjahren oder noch länger in der «Forschungsstadt» sind. 

Gerade ein Doktorat, das rund vier Jahre dauert, ist mit viel Stress verbunden, erklärt Bugmann. Eine Vielzahl der Absolventinnen und Absolventen kommt aus dem Ausland und hat hier am Anfang noch kein Netzwerk. Die Doktoranden-Vereinigung des PSI bietet ihnen in dieser Situation eine erste Anlaufstelle und gegenseitige Unterstützung. Jedes Jahr müssen rund 200 neue Doktoranden, Postdoktoranden und Praktikanten am PSI eingearbeitet werden. «Wir vermitteln unseren Mitarbeitenden, wie die Prozesse und Strukturen es ihnen ermöglichen, sich auf ihre Arbeit zu fokussieren.» Auch bei den langjährigen Mitarbeitenden wird das Bewusstsein für die Wichtigkeit von Unternehmens- und Teamkultur immer wieder in Erinnerung gebracht.

Zudem spiele es eine Rolle, dass viele Mitarbeitende aus dem akademischen Bereich kommen, so Bugmann: «Diese haben meist eine ganz spezifische, wissenschaftliche Denkweise.» Akademikerinnen und Akademiker konzentrierten sich in erster Linie auf ihre Projekte und ihre Forschung, aber weniger auf die übergeordneten Strukturen. Das Führungsverständnis ist grundlegend anders als etwa in der Industrie. Top-down ist in der akademischen Welt wenig bekannt. Die Initiativen kommen von der Basis. So wurde Smart Work von den Teams gemeinsam umgesetzt. Sie haben im Rahmen der institutsweiten Regeln jeweils ihre eigene Charta entwickelt. Darin werden Rollen, Erreichbarkeiten, Tools und Teambuilding-Massnahmen festgehalten.

Dennoch sind Vorgesetzte in der Verantwortung, sich um das Wohlergehen ihrer Kolleginnen und Kollegen zu kümmern. Deshalb legt das Institut viel Wert auf die Führungskultur. Wer eine Leitungsfunktion hat, lernt das Handwerk im CAS-Kurs «Leadership in Science», der zusammen mit der Fachhochschule Nordwestschweiz entwickelt wurde.

Das ist Friendly Work Space

Das Label «Friendly Work Space» setzt den Schweizer Qualitätsstandard für systematisch umgesetztes betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM), das vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) und dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) unterstützt wird. Das Label stellt die Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz aus, die von Kantonen und Versicherern getragen wird und einen gesetzlichen Auftrag hat.

«Systematisch umgesetztes betriebliches Gesundheitsmanagement lohnt sich für eine Firma aufgrund der präventiven Wirkung und Massnahmen zu einer raschen Wiedereingliederung von Mitarbeitenden auch finanziell. BGM und speziell das Label ‹Friendly Work Space› wirkt zudem attraktiv auf Stellensuchende, was ein Vorteil für Unternehmen in der Rekrutierung ist. Mit Apprentice bietet Gesundheitsförderung Schweiz zudem ein Angebot für Berufsbildende zur Förderung der psychischen Gesundheit von Lernenden an», so Thomas Brändli, Projektleiter Kommunikation BGM.

Teamwork fördern

«Das Thema Führungs- und Zusammenarbeitskultur zu verankern, ist entscheidend», betont Bugmann. Denn das Bewusstsein für Teamwork, gegenseitige Rücksichtnahme und Unterstützung ist die Basis für ein gesundes Arbeitsumfeld. Es gehe darum, hinzuschauen, bei Bedarf zu handeln oder mit den zuständigen HR-Mitarbeitenden zu sprechen, so Bugmann. Sein Team sei daher sehr nah an den Leuten. Das Ziel sei, bei Problemen rechtzeitig zu reagieren. «Eine unserer Kernbotschaften ist: ‹Tragt Sorge zueinander. Fragt eure Kolleginnen und Kollegen, wie es ihnen geht›.»

Aber Forschung bleibe Spitzensport und ab und an gebe es sozusagen Sportverletzungen. Dann greift das Care-Management des PSI. Dieses wurde 2018 mit dem ersten Platz beim Grand Prix Schweiz «Health in Company» für die erfolgreiche Reintegration von Mitarbeitenden ausgezeichnet. 

Für die Förderung der Gesundheit und Integration gibt es zahlreiche Angebote. Neben Kursen, Weiterbildungen, gesundheitsförderlichen Rahmenbedingungen oder der betriebseigenen Kinderbetreuung gehört auch Bewegung dazu. Der PSI Sportclub bietet über zwei Dutzend Sportarten an und zählt mittlerweile 700 Mitglieder. Um den internationalen Doktorierenden und Postdocs den Eintritt in den Schweizer Arbeitsmarkt ausserhalb der akademischen Welt zu erleichtern, wurde am PSI 2018 ein Career Center aufgebaut. Das Komitee für Chancengleichheit und die Fachstelle Diversität und Inklusion entwickeln Initiativen für die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die Förderung von Frauen in Führungsfunktionen sowie die Integration von Menschen mit besonderen Bedürfnissen. «Alle Stakeholder werden bei der Entwicklung von HR-Prozessen mit einbezogen», erklärt Bugmann.

BGM zahlt sich aus

«Die Massnahmen und Angebote im Rahmen des Gesundheitsmanagements sind sehr umfassend und breit abgestützt», sagt der HR-Leiter. Er weiss, wie wichtig es ist, die Mitarbeitenden bereits bei der Entwicklung neuer Vorhaben mit einzubeziehen, um eine möglichst grosse Akzeptanz zu erreichen. Und: «Es braucht eine Balance von freiwilligen Angeboten und vorgegebenen Strukturen.»

Das Engagement zahlt sich aus. Das PSI gehörte im vergangenen Jahr wiederholt zu den besten Arbeitgebern der Schweiz. Für Bugmann liegt dies auch am erfolgreich umgesetzten betrieblichen Gesundheitsmanagement: «Wir sind bei den besten Arbeitgebern dabei, wissen aber auch, was wir reingesteckt haben, um nun auf diesem Niveau zu sein. Das ist das Resultat der Arbeit von vielen engagierten Menschen nach über zehn intensiven Jahren.»

Karsten Bugmann

Karsten Bugmann, HR-Leiter, PSI: «Wissenschaft, wie wir sie betreiben, ist Spitzensport.»

Quelle: psi.ch

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