Wer Aktien erwirbt, hat häufig die Kurschancen im Fokus. Dabei wird oft übersehen, dass Aktien noch eine andere Ertragskomponente zu bieten haben. Die Rede ist von der Dividende. Sie wird den Aktionären und Aktionärinnen als Beteiligung am Unternehmensgewinn gezahlt. Während die Kurse von Aktien je nach Marktstimmung und Nachrichtenlage schwanken können, ist die Dividende vergleichsweise verlässlich und kann das Depot stabilisieren. Allerdings gibt es bei der Auswahl entsprechender Produkte einige wichtige Punkte zu beachten.
Besondere Dividenden-Eigenschaften
Von der Dividende können Anlegerinnen und Anleger auf zweifache Weise profitieren. Zum einen haben Untersuchungen ergeben, dass die Dividendenzahlungen zur Performance von Aktien beitragen. So rühren langfristig durchschnittlich zwischen 25 und 35 Prozent der Gesamtrendite von Aktien von den Ausschüttungen her. Der andere Punkt ist, dass Unternehmen in der Regel ein grosses Interesse daran haben, Dividenden verlässlich zu zahlen. So helfen die Ausschüttungen, das Aktiendepot «wetterfester» zu machen: Wenn an der Börse die Sonne scheint, liefert die Dividende eine willkommene Zusatzrendite. In stürmischen Zeiten mit negativer Kursentwicklung tragen die Ausschüttungen wiederum dazu bei, das Depot zu stabilisieren.
Der Autor
Roger Bootz, Country Head Schweiz und Liechtenstein Vanguard, Zürich.
Das Ziel eines ETF ist generell, einen zugrunde liegenden Referenzindex möglichst exakt abzubilden. Von einem Dividenden-ETF wird gesprochen, wenn es sich bei dem Index um ein Portfolio aus Dividendenaktien handelt. In der Praxis versteht man darunter vor allem Aktien, die eine überdurchschnittliche Dividendenrendite aufweisen. Die Dividendenrendite gibt an, in welcher Höhe sich der aktuelle Aktienkurs durch die (erwartete) Ausschüttung je Aktie «verzinst». Eine Aktie, die zum Beispiel eine Dividendenrendite von 4 Prozent aufweist, bringt der Anlegerin und dem Anleger auch im Fall von stagnierenden Kursen einen ansehnlichen Ertrag.
Eine Aktie, bei der sich die Dividendenrendite dagegen nur auf 1 Prozent beläuft, müsste im Kurs um 3 Prozent steigen, um den gleichen Gesamtertrag zu erzielen. Ein anderer Punkt ist, dass viele – wenngleich nicht alle – Unternehmen mit hoher Dividendenrendite über gesunde Bilanzen verfügen, gut mit Eigenkapital ausgestattet sind und eine relativ stabile Umsatz- und Gewinnentwicklung aufweisen.
Aufpassen bei der ETF-Auswahl
Zunächst sollten sich Anlegerinnen und Anleger die grundsätzliche Frage stellen, wo der persönliche Schwerpunkt liegen soll. Kritisch zu betrachten sind in diesem Zusammenhang Dividenden-ETFs, die zu stark auf eine Nische fokussiert sind und deshalb nur wenige Titel beinhalten. Denn eine zu starke Konzentration widerspricht dem Gedanken der Diversifikation. Gemeint ist, dass ein Index in der Regel umso stabiler ist, je besser die Risiken über Regionen, Länder und Branchen hinweg gestreut sind. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass der dem ETF zugrunde liegende Referenzindex hinsichtlich der Dividendenrendite ein attraktives Niveau aufweist. Denn beide Punkte, also Diversifikation und Dividendenrendite, tragen in hohem Mass zu dem bei, was Dividendeninvestments wie oben aufgeführt erst interessant macht: die Erzielung von Zusatzerträgen bei gleichzeitiger Stabilisierung des Depots.
Vor diesem Hintergrund können ETFs auf breit diversifizierte, global ausgerichtete Dividendenindizes eine gute Wahl darstellen. Als Beispiel sei hier der FTSE All-World High Dividend Yield Index angeführt. Er enthält aktuell 1826 Dividendenaktien aus 49 Ländern und 20 Branchen. Eine breitere Streuung über Industrie- und Schwellenländer hinweg weist derzeit kein anderer Dividendenindex auf. Und auch was die Dividendenrendite betrifft, zeigt sich der FTSE All-World High Dividend Yield Index positiv. Sie liegt aktuell bei über 4 Prozent. Zum Vergleich: Die Dividendenrendite des weltweiten Aktienmarktes (ohne Dividendenfokussierung) fällt mit 2,1 Prozent nur knapp halb so hoch aus.
Auf Qualität und Kosten kommt es an
Neben der grundsätzlichen Ausrichtung gibt es bei der Produktauswahl weitere Kriterien zu berücksichtigen. So spielen auch die Kompetenz und Erfahrung des ETF-Anbieters eine Rolle. Denn die Qualität eines ETF bemisst sich auch an dessen Fähigkeiten, einen Index langfristig nachzubilden. Gelingt das nur unzureichend, kann es zu ungewollten Abweichungen zwischen Index- und ETF-Entwicklung kommen. Aufschluss über den Grad solcher Abweichungen gibt die sogenannte Tracking Difference. Zudem sollte der ETF schon mehrere Jahre auf dem Markt sein und damit über eine nachprüfbare Historie verfügen.
Auch ist es wünschenswert, dass der ETF eine gewisse Grösse aufweist. Denn je mehr Kundengelder in einem ETF angelegt sind, umso besser ist in der Regel seine Handelbarkeit. Darüber hinaus deutet ein hohes investiertes Volumen darauf hin, dass der ETF erfolgreich am Markt etabliert ist. Das reduziert die Gefahr einer Fondsschliessung durch den Anbieter. Und auch die Kosten des ETF sind ein wichtiges Kriterium. Auskunft darüber gibt die Gesamtkostenquote TER. Sie liegt bei Dividenden-ETF meist zwischen 0,25 und 0,5 Prozent pro Jahr.
Mit Dividenden-ETF lassen sich verschiedene Anlageziele verfolgen. Sie eignen sich zur strategischen Depotbeimischung genauso gut wie zum langfristigen Vermögensaufbau als Sparplan. Die Erzielung eines regelmässigen Zusatzeinkommens kann ebenso im Vordergrund stehen. In diesem Fall sollte der ETF auch in ausschüttender Form angeboten werden. Das heisst, dass die erzielten Dividendenerträge und andere Einnahmen regelmässig an die Anlegerinnen und Anleger ausgezahlt und nicht wie bei thesaurierenden ETFs reinvestiert werden. Die meisten Dividenden-ETFs sind daher sowohl in ausschüttender als auch in thesaurierender Form erhältlich.