Als das 1967 entstandene Gebäude des Felix-Platter-Spitals in Basel modernen Anforderungen im Gesundheitswesen nicht mehr entsprach, entschied man sich 2012 für einen Neubau in der Nachbarschaft. Gegen die Abrisspläne des alten Gebäudes erhob sich aber Widerstand: In Basel ist das markante Spitalgebäude stadtbekannt – ein 105 Meter langer, 35 Meter breiter und zehn Stockwerke hoher, beeindruckender Riegel, der heute denkmalgeschützt ist. Gegen den Abriss des Spitals wehrten sich zudem der Heimatschutz, die freiwillige Denkmalpflege und eine Reihe von Architekten, sowie die Initianten der 2015 gegründeten Baugenossenschaft Wohnen & Mehr. Verschiedene Studien hatten nahegelegt, dass eine Umnutzung samt der Verbesserung der Energieeffizienz machbar sei.

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Schliesslich fand sich ein Kompromiss: Unter Denkmalschutz gestellt wurden die Fassade und gewisse Elemente des Spitals, sodass der Weg frei wurde, um das Ganze in ein Wohn- und Quartierhaus umzubauen. Insgesamt 530 Wohnungen entstanden beziehungsweise entstehen auf dem rund 35 000 Quadratmeter grossen Areal. Im letzten Jahr sind bereits die ersten Mieterinnen und Mieter eingezogen. Die Bandbreite reicht von 1,5- über  7,5-Zimmer-Wohnungen – es gibt Maisonette- und moderne Clusterwohnungen mit Jokerzimmern (Gästezimmer, die sowohl von Mieterinnen und Mietern als auch von externen Personen gebucht werden können) – bis hin zu sogenannten Nestwohnungen für getrennt lebende Eltern mit Kindern. Dazu gibt es Alterswohnungen mit Services, ein Café, eine Kita, eine Denner-Filiale und kleinere Läden. Nachhaltigkeit ist ein Kernanliegen des Westfelds.

 

Integrierte Energielösung

Der Basler Versorger IWB hat für das gesamte Areal eine integrierte Energielösung auf Basis von mehreren Technologien realisiert. Da ist zunächst die Wärme- und Kälteversorgung, die eine Grundwasserwärmepumpe erzeugt, in Spitzenzeiten ergänzt durch das Basler Fernwärmenetz. Mehrere Photovoltaikanlagen produzieren auf den Dächern des Areals Strom. Mieterinnen und Mieter und das ansässige Gewerbe können ihn direkt verbrauchen, dank einem sogenannten Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV). Zudem gibt es Lademöglichkeiten für E-Autos, E-Scooter und E-Bikes. Zur Koordination der verschiedenen Technologien hat das Westfeld neben einem Arealnetz ein intelligentes Energiemanagement. Dieses schliesst Erzeuger und Verbraucher zusammen, lässt sich individuell konfigurieren und intelligent steuern und verwalten. Dabei optimiert die Plattform nicht nur einzelne Erzeuger und Verbraucher, sondern das ganze System. So wird die vor Ort erzeugte Energie effizient eingesetzt und nicht verschwendet. Zudem sehen die Bewohnerinnen und Bewohner im Westfeld in einer App, wann sie wie viel Energie verbrauchen und wie viel vor Ort produzierte Energie zurzeit zur Verfügung steht. Davon profitiert auch die Betreiberin mit einem Dashboard, das die Komplexität im Gerätemanagement reduziert.

 

Zukunftsgerichtetes Mobilitätskonzept

Für die Baugenossenschaft bedeutete die umfangreiche, integrierte Energielösung im Westfeld keinen Mehraufwand. IWB bot alle Leistungen aus einer Hand an. Die effiziente Umsetzung der integrierten Energielösung trägt zu den relativ günstigen Mieten bei. Und da die Energie im Westfeld zu einem grossen Teil selbst produziert wird, ist sie weniger von den volatilen Preisen auf dem Energiemarkt betroffen.

Die nachhaltige Planung des Areals zeigt sich auch in der Einstellhalle des Westfelds. Ein Teil der 160 Parkplätze ist von Anfang an mit Ladestationen ausgestattet, der Rest ist vorbereitet und kann je nach Nachfrage relativ einfach nachgerüstet werden. Das Angebot beschränkt sich nicht nur auf Autos. Für E-Bikes stehen direkt am Abstellplatz Kästen mit Stromanschluss zur Verfügung, wo neben dem Helm auch die Ladestation für den Akku Platz findet. Zudem ist die Mobilität im Westfeld nicht nur elektrisch, sondern auch geteilt. Den Bewohnerinnen und Bewohnern stehen zwei Sharing-Fahrzeuge von Swiss E-Car zur Verfügung – auch diese Zahl kann bei steigender Nachfrage kurzfristig erhöht werden.

Das Westfeld ist hinsichtlich Grösse und Vision ein besonderes Projekt und hat durchaus Modellcharakter. Es kann als Vorbild dienen für vergleichbare Projekte, die an anderen Orten in der Schweiz entwickelt werden.