«Together Towards Zero» lautet der Slogan der Feldschlösschen Getränke AG. Den Alkohol-Promille-Wert im Blut kann der mächtige Bierbrauer aus Rheinfelden bei Basel damit nicht meinen. Nein, die Rede ist von der Nachhaltigkeitsstrategie, die sich Feldschlösschen auf die Fahne geschrieben hat und konsequent verfolgen will. Konkret geht es um das langfristige Ziel eines Null-CO₂-Fussabdrucks. Um dieses zu erreichen, suche das Unternehmen auf sämtlichen Ebenen stets nach umweltfreundlichen Technologien, so die Sprecherin Esin Celiksüngü.

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Das betreffe unter anderem auch die Transportlogistik, wo Feldschlösschen seit 2013 einen elektrisch betriebenen 18-Tonnen-Lastwagen einsetzt. «Wir haben diesen E-Lastwagen in der ganzen Schweiz sowohl in Berggebieten wie auch im Flachland getestet», sagt Celiksüngü. Mit guten Erfahrungen. Der Eforce E18, benannt nach der Zentralschweizer Herstellerfirma E-Force One, sei ein umweltschonendes und zuverlässiges Fahrzeug, für den Fahrer einfach zu bedienen. Zusammen mit der ETH hatte Feldschlösschen im Jahr 2014 eine Effizienz- und Wirtschaftsanalyse durchgeführt und belegt, dass der E-Lastwagen gegenüber einem Dieselfahrzeug im Stadtverkehr eine fünfmal höhere Energieeffizienz aufweist. «Der einzige Nachteil ist seine geringe Nutzlast aufgrund des hohen Eigengewichts.»

Pionier mit zufriedener Kundschaft

Für die 2012 gegründete und im nidwaldischen Beckenried ansässige E-Force One ist Feldschlösschen einer von zurzeit sieben Schweizer Kunden des Eforce E18. Denweltweit ersten frei verkäuflichen und rein batteriebetriebenen 18-Tonnen-Lastwagen testen gegenwärtig auch Coop (fünf Fahrzeuge), Pistor (drei), Lidl Schweiz (zwei), Planzer, Transgourmet sowie ein weiteres Unternehmen (je eines), das nicht genannt werden will. Darüber hinaus sind auch vier E18 in Deutschland unterwegs.

Mit der positiven Beurteilung steht Feldschlösschen nicht allein da. Dass sich die Elektrolastwagen im Alltag bewährt hätten, vermeldet auch die grösste E-Force-One-Kundin Coop. «Sie sind praxistauglich und ersetzen herkömmliche Diesellastwagen vollständig. Durch den Einsatz der Elektrolaster, die dank einer Photovoltaikanlage auf dem Dach sogar zusätzlichen Strom produzieren, kann Coop viel CO₂-Emissionen vermeiden, dazu fahren die Vehikel angenehm lautlos », ist die Sprecherin Yvette Petillon voll des Lobes. Trotz der eingeschränkten Nutzlast – gegenüber dem Diesellastwagen gebe es bei Coop keinerlei Einbussen, erklärt Petillon.

Wie Coop ist auch Lidl Schweiz im Jahr 2014 als Kundin bei E-Force One eingestiegen und betreibt seither zwei Eforce E18. Betankt werden sie bei Lidl mit Strom aus Wasserkraft und fahren damit fast komplett CO₂-frei. Als erste Kundin erreichte die Schweizer Tochter des deutschen Detailhandelsriesen im Jahr 2016 mit einem der Laster mit Elektroantrieb die 100000-Kilometer-Marke. «Mit beiden Lastwagen zusammen haben wir in den mittlerweile vier Betriebsjahren schon mehr als 250 Tonnen CO₂ eingespart», sagt Lidl-Sprecherin Corina Milz. Mit dem Betrieb sei man hochzufrieden. «Gerade in urbanen Gebieten stellen wir aufgrund der sauberen und leisen Fahrweise eine hohe Akzeptanz seitens der Bevölkerung fest, zumal die E-Lastwagen unsere Filialen in den frühen Morgenstunden beliefern.»

Es droht internationale Konkurrenz

Vom erfolgreichen Schweizer Pilotprojekt im E-Transportwesen haben mittlerweile auch internationale Kraftfahrzeughersteller Wind bekommen. Es ist bekannt, dass Unternehmen wie Tesla, Daimler oder MAN intensiv an der Entwicklung eigener E-Lastwagen tüfteln und E-Force-One Konkurrenzmachen dürften. In der Zentralschweiz gibt man sich dennoch gelassen. «Wir haben über 1,5 Millionen Testkilometer in den Reifen, verfügen daher über sehr viele Daten und einen technischen Vorsprung», sagt Verkaufsleiter Reto Leutenegger. Zudem sei der Markteintritt der meisten Konkurrenten nicht vor 2022 zu erwarten. «Für 2019 ist uns bislang einzig von Volvo/Renault etwas Konkretes bekannt.»

Der drohenden Konkurrenz will E-Force-One mit der richtigen Antwort begegnen und hat ihrerseits viel in die Entwicklung investiert. Die Produktion des Eforce E18 wurde mittlerweile komplett eingestellt, um einem Nachfolgemodell Platz zumachen. Es handelt sichumeinen grösseren Elektrolastwagen mit einer Transportkapazität von bis zu 44 Tonnen. «Von dieser neuen Version wurde bislang ein Fahrzeug ausgeliefert, zwei weitere befinden sich in der Produktion einer Nullserie», so Leutenegger. Ab 2019 werde man die industrielle Produktion lancieren. «Entsprechende Verhandlungen sind noch im Gang.» Für diese Gewichtsklasse erwartet Leutenegger zumindest vorübergehend kaum ernsthafte Konkurrenz.

Migros setzt auf Daimler

Ganz ohne Sorgenfalten dürften die Pläne grosser internationaler Mitbewerber in der Zentralschweiz gleichwohl nicht zur Kenntnis genommen werden. So hat beispielsweise die Migros-Gruppe öffentlich kommuniziert, einen Elektrolastwagen von Daimler testen zu wollen. Start des Pilotprojekts sei voraussichtlich im Herbst 2018, so die Migros-Sprecherin Alexandra Kunz. Einzelheiten und Details dazu hält der Konzern indes noch unter Verschluss.

Eine kurzfristige Schrumpfung des eigenen Kundenstamms muss E-Force One in Anbetracht der hohen Zufriedenheit indes nicht befürchten. So scheint etwa beim Bierbrauer Feldschlösschen das nachhaltige Bekenntnis zur E-Antriebstechnologie seit der Inbetriebnahme des Eforce E18 auf gutemWeg zu sein. «ETrucks könnten durchaus ein Element unserer Nachhaltigkeitsstrategie sein, das wir konsequent weiterverfolgen», kündigt Esin Celiksüngü an. Die Vorzeichen scheinen positiv: Die Staplerflotte wurde im roten Bierschloss zu Rheinfelden per Anfang 2017 schon mal vollständig auf Elektrotechnologie umgestellt.