Sortieranlagen, Materialrückgewinnungsanlagen und zukünftig vielleicht auch mithilfe von Recyclingbakterien: In der Schweiz arbeitet man mit unterschiedlichen Verfahren und Technologien an der Reduktion des Elektroschrotts und an einer Wiedergewinnung der in den Abfällen steckenden Wertstoffe. Es entstehen auch laufend neue Anlagen: Die Firma Immark, die zur Thommen Group gehört, nahm vor kurzem an ihrem Standort in Regensdorf ZH eine neue Anlage in Betrieb. Auf einer Fläche von über 3500 Quadratmetern holt man Eisen, Kupfer, Aluminium und Edelmetalle zurück. Laut Angaben des Betreibers lassen sich hier bis zu 12 Tonnen Material pro Stunde verarbeiten, die Verwertungsquote liegt bei 95 Prozent.
Verzerrung des Wettbewerbs
«Das Metallrecycling in der Schweiz ist sehr fortgeschritten, mit hohen Recyclingquoten bei Aluminium, Stahl, Kupfer und Elektroschrott, unterstützt durch effiziente Sammelsysteme und moderne Recyclingtechnologien», erklärt Tobias Maier, COO der Thommen Group mit Sitz in Kaiseraugst AG. «Dies führt zu einer enormen Einsparung von Primärressourcen sowie zu einer signifikanten Reduktion von CO₂-Emissionen.» Beispielsweise spare das Recycling von einer Tonne Aluminiumschrott im Vergleich zur Neuproduktion aus Bauxit bis zu neun Tonnen CO₂ ein.
Durch das verstärkte Aufkommen von Lithium-Ionen-Batterien würden zunehmend Störstoffe ins Metallrecycling eingebracht. «Das löst Brandgefahren aus, kann zur Emission von Schadstoffen führen und lässt die Kosten für die Aufbereitung der Materialien exorbitant steigen», so Maier weiter. «Hier muss in der Abfalltrennung dringend nachgebessert werden, um solche Risiken zu minimieren.»
Das Metallrecycling ist laut Maier grundsätzlich wirtschaftlich lohnend, da es sich um Wertstoffe handelt, die quasi unendlich wiederverwendet werden können und eine starke Nachfrage haben. «Jedoch wird die Wirtschaftlichkeit zunehmend durch den Einsatz mobiler Recyclinganlagen untergraben, die weniger strengen Umweltauflagen unterliegen», sagt Maier weiter. «Dies führt zu einer Verzerrung des Wettbewerbs und belastet stationäre Recyclingbetriebe, die höhere Kosten zur Einhaltung von Umweltstandards tragen müssen, was langfristig den Anreiz für fachgerechtes Recycling schmälert.»
Und das Recycling von Metallen reduziere auch die Abhängigkeit von Drittstaaten, in denen Metalle teilweise unter problematischen Bedingungen gewonnen werden. «Besonders seltene Metalle wie Gold, Silber und Palladium können mittlerweile effizient aus E-Schrott zurückgewonnen werden, und dies funktioniert in modernsten Recyclinganlagen bereits sehr gut», so Maier. «Diese Rückgewinnung trägt erheblich zur Versorgungssicherheit bei und mindert die Notwendigkeit, auf problematische Lieferketten aus dem Ausland zurückzugreifen.»
Bei Kupfer, Alu und Stahl klappts besonders gut
Auch die Firma Solenthaler Recycling (Sorec) mit Sitz in Gossau SG hat in den vergangenen Jahren immer wieder grössere Fortschritte bei der Wiederverwertung von Elektroschrott gemeldet. Zusammen mit dem Innovationsfonds des Branchenverbandes Swico fing man bereits vor vier Jahren mit der Rückgewinnung von Metallen aus Mini-Lithiumbatterien, wie sie auch in Handys verbaut werden, an.
«Wir liegen weit vorne – wir haben eine unheimlich innovative Metallrecyclingbranche», bestätigt auch Christoph Solenthaler, Geschäftsführer des Entsorgungsspezialisten. Diese Betriebe würden meistens in dritter oder vierter Generation geführt, was sie in stressigen Phasen resilient mache. «Wir leben aber auch davon, dass wir einer sehr starken Regulierung und Gesetzgebung unterstellt sind, die insbesondere die Umweltschutzfragestellungen betrifft.»
Solenthaler führt das «grundsätzlich hervorragend» funktionierende Recycling in den Swissmem-Betrieben darauf zurück, dass es hier darum geht, die Abfälle der eingekauften Ressourcen möglichst optimal weiterzuverkaufen. «Überall, wo in der Industrie mit Regulierung gedroht wird, funktioniert es ebenfalls gut.» Also in der Verpackungsindustrie, wo es die Getränkeverpackungsverordnung gibt, und bei Elektro- und Elektronikschrott, wo man mit den vorgezogenen Swico- und Sens-System-Entsorgungsgebühren arbeitet.
Laut Solenthaler funktioniert das Recycling – in absteigender Reihenfolge – besonders gut bei Kupfer, Aluminium, Chrom-Nickel- beziehungsweise rostfreiem Stahl sowie bei Eisenschrott. «Unsere Branche ist abhängig von den grossen Zyklen der Volkswirtschaften», so Solenthaler, «diesen Zyklen hat sich die Branche regelmässig anzupassen, und das erfolgt in erster Linie über Innovationen, Produktionsverbesserungen, Optimierungen und letztlich harte Arbeit.»