Climate Works und Synhelion sind nur die prominentesten Beispiele. Denn ausser diesen Unternehmen, die CO2 direkt aus der Luft filtern und unterirdisch endlagern bzw. den Kohlenstoff, den man für Treibstoffe benötigt, direkt der Umgebungsluft entnehmen, sind in den vergangenen Jahren zahlreiche weitere Climate-Techs entstanden. Hinzu kommt ein begünstigendes Ökosystem. Laut dem jüngsten Jahresbericht der Schweizerischen Vereinigung für Unternehmensfinanzierung (Seca) bilden Venture-Capital-Firmen sowie die spezialisierten Venture-Abteilungen, die einige grosse Finanzdienstleister und Technologieunternehmen aufgebaut haben, einen wichtigen Bestandteil des Schweizer Innovationsökosystems und tragen wesentlich zur Finanzierung von Start-ups und jungen Unternehmen bei.

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Es bewegt sich was im Brutkasten 

Weltweit sind laut Schätzungen der Analystinnen und Analysten von Jefferies, einer Investmentbank, rund siebentausend Climate-Tech-Jungfirmen aktiv. Die haben 2023 insgesamt 32 Milliarden US-Dollar bei Investoren eingesammelt. Rund tausend sind erst nach 2020 gegründet worden und damit noch wirklich «jung». Rund hundert weisen schon Bewertungen von über einer Milliarde Dollar auf, was sie zu «Unicorns» macht. Schwerpunkte der Entwicklung sind die Themen Energie und Transport – hier fliesst auch das meiste Investorengeld rein. 

Brutstätten von Startups sind Accelerator-Dienste wie F6S. Dieser listet per Mitte März neun Schweizer Vertreter auf, die an völlig unterschiedlichen Ideen arbeiten. Neology Hydrogen etwa will Ammoniakverbindungen mit einem Cracking-Reaktor als karbonfreien Energieträger nutzen. Die Firma Urbio arbeitet an einer Software, mit der sich bei bestehenden Gebäuden zweckmässige Wege in Richtung Nachhaltigkeit aufzeigen lassen. Neubauten sollen nachhaltig konzipiert werden. Enersis Suisse unternimmt Ähnliches auf der Ebene von Kommunen und Regionen. Dieses bereits 2011 gegründete Unternehmen verweist auf die über 2000 Städte und Gemeinden in der Schweiz und in Deutschland, die man dabei schon unterstützt.

 

Im Dienste der Nachhaltigkeit

WeGaw kombiniert Satellitendaten der Erde mit künstlicher Intelligenz, um die Produktion fossilfreier Energie zu optimieren. Die Stromproduktion kann, so das Unternehmen, effizienter ausgestaltet werden, wenn man frühzeitig weiss, wie viel Wasser im noch nicht abgetauten Schnee der Umgebung gespeichert wird und wann dieses Wasser in den Staubecken zu erwarten sein wird. Und Kuori arbeitet an einer Art Bioplastik auf der Basis von Nussschalen und Olivenkernen. Beides wird gewöhnlich entsorgt, weil man hierfür bislang keine Nutzung hatte. 

Finance for Planet und Toucan kümmern sich um ESG-Kriterien und Finanzierungen von Nachhaltigkeitsprojekten – auch hier gibt es reichlich Verbesserungsbedarf. Open Forest Protocol (OFP) zertifiziert Karbon-Projekte, beispielsweise bei Waldgebieten, die zur Kompensation von Emissionen aufgeforstet werden. Diese Firmen stehen vielfach erst am Anfang ihrer Entwicklung. Nach den ersten Seed-Finanzierungsrunden müssen Prototypen zu Minimal Viable Products weiterentwickelt werden und erste zahlende Kunden gewonnen werden. Bei diesen Entwicklungsschritten und weiteren Finanzierungsrunden kann eine Menge schiefgehen: Gründer und Schlüsselpersonen springen ab, die Technologien lassen sich unzureichend skalieren, oder es taucht ein besser finanziertes Startup auf, das andere verdrängt.

 

Konzentration auf reifere Firmen

Rund siebzig schweizerische Climate-Tech-Firmen in unterschiedlichen Finanzierungs- und Reifestadien führt die Datenbank von Seedtable auf. Die meisten haben namhafte Investoren gewonnen und Millionenbeträge eingesammelt, mit denen sie ihre weitere Entwicklung finanzieren. Pexapark beispielsweise beschäftigt sich mit der Entwicklung von Software für Portfolios mit erneuerbarer Enerige und dazugehörendem Risk-Management. Hier hat man bereits die Serie C überstanden. Energy Vault nutzt die Gravitation; wenn schwere Betonblöcke von einer bestimmten Höhe aus Richtung Erdoberfläche gleiten, wird die gespeicherte Energie frei und nutzbar.

Expertinnen und Analysten erwarten für das kommende Jahr einen Schwerpunkt der Aktivitäten bei reiferen Firmen mit funktionierenden Technologien, sichtbarem Nutzen und einigermassen zuverlässig abschätzbarem Return-on-Investments. Und wenn eine bestimmte Reife erreicht ist, werden Climate-Techs auch den Private-Market-Investoren zugänglich gemacht. Wegbereiter hierfür sind neben Private-Equity-Firmen die schweizerischen Privatbanken, die hierfür philanthropische und renditesuchende Gelder vermögender Privatanlegerinnen und -anleger bündeln – auch die gehören zum weiteren Ökosystem.