In der Wirtschaftsprüfung haben technologiegestützte Prozesse rein manuelle Routineaufgaben bereits zu einem grossen Teil ersetzt. Dieser Trend wird sich mit der zunehmenden Verbreitung von KI weiter fortsetzen, wie ein Blick auf die KPMG-Studie «KI in der Wirtschaftsprüfung» zeigt. Die globale Umfrage unter 1800 Führungskräften aus der Finanzberichterstattung untersucht, wie eine KI-gestützte Finanzberichterstattung und -prüfung aussehen wird. 72 Prozent der befragten Unternehmen nutzen KI bereits heute in der Finanzberichterstattung, zum Beispiel zur automatisierten Verarbeitung der Kreditorenrechnungen. In drei Jahren sollen es sogar 99 Prozent sein. Die Zahlen sind beeindruckend und belegen, dass KI definitiv in der Wirtschaft angekommen ist. Dies zeigt auch ein Blick auf die Investitionen: Aktuell fliessen etwa 10 Prozent der IT-Budgets in KI, mit einer erwarteten Steigerung von 25 Prozent im nächsten Jahr.

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Der Autor

Florian Häller, Leiter Data & Analytics und KI in Audit Corporates, KPMG Schweiz

Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten

 

Der Einsatz von KI in der Finanzberichterstattung bietet trotz hoher (initialer) Investitionskosten zahlreiche Vorteile. Führende Unternehmen in diesem Bereich nennen vor allem präzisere Trendprognosen, Echtzeitrisikoanalysen, fundiertere Entscheidungen und Kosteneinsparungen. Insbesondere die Erkennung von Anomalien ist für viele Unternehmen von kritischer Bedeutung. Sie hilft, ungewöhnliche und potenziell kritische Abweichungen frühzeitig zu erkennen, was etwa für die Sicherheit, Betrugserkennung und Qualitätskontrolle unerlässlich ist. Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche KI-Implementierung und -Anwendung sind eine klare Governance und Richtlinien. 67 Prozent der befragten Unternehmen haben bereits eine KI-Strategie entwickelt und 61 Prozent haben entsprechende Governance-Strukturen etabliert. Da 72 Prozent der befragten Unternehmen KI einsetzen, heisst dies im Umkehrschluss, dass einige Unternehmen dies ohne geeignete Governance tun. Ein Vorgehen, das Risiken wie Fehlinvestitionen und Sicherheitslücken mit sich bringen kann. Führende Unternehmen im Bereich KI haben dies erkannt; bei ihnen verfügen 75 Prozent über eine klare KI-Governance. 

Eine erfolgreiche KI-Integration bedingt ausserdem umfassende und relevante Daten, auf die sich die KI stützen kann. Hierzu sind einerseits standardisierte Prozesse, Systemlandschaften und Datenbasen zu etablieren und andererseits veraltete Systeme durch moderne Lösungen zu ersetzen. Eine skalierbare und kosteneffiziente Cloud-Infrastruktur ist zudem entscheidend für die schnelle Verarbeitung grosser Datenmengen. Die Studie belegt, dass die führenden Unternehmen im Bereich KI ihren Mitbewerbern in all diesen Bereichen klar überlegen sind und dadurch KI-Anwendungen schneller, zielgerichteter und sicherer ausrollen können.

 

Hohe Nachfrage nach Prüfungen und Assurance

Die zunehmende Bedeutung von KI in der Finanzberichterstattung spiegelt sich in der Nachfrage nach spezialisierten Prüfungen und Dienstleistungen wider und zwingt Prüfgesellschaften dazu, sich mit KI-gestützten Kontrollmechanismen auseinanderzusetzen und KI in ihre Arbeitsprozesse zu integrieren. Um das Vertrauen ihrer Stakeholder langfristig zu sichern, wünschen sich zwei Drittel der Befragten Prüfsicherheit über ihre KI-Kontrollen. Mehr als die Hälfte der Befragten erwarten von Wirtschaftsprüfenden ein KI-Governance-Assessment und rund ein Drittel eine Attestierung ihrer KI-Anwendungen, das heisst eine externe Bestätigung punkto Sicherheit, Ethik und Funktionalität. 

Technologiegestützte Prozesse haben in der Wirtschaftsprüfung rein manuelle Aufgaben bereits zu grossen Teilen ersetzt. Schon heute übernehmen KI-Systeme vermehrt zeitaufwendige Aufgaben wie das Erkennen von Anomalien und Ausreissern in den Daten und unterstützen die Wirtschaftsprüferinnen und -prüfer bei ihrer täglichen Arbeit. Einige Prüfgesellschaften, darunter die «Big Four» PwC, EY, Deloitte und KPMG, sind Vorreiter und investieren stark in den Ausbau ihrer KI-Kompetenzen. Sie optimieren unter anderem ihre internen Abläufe und schulen ihre Mitarbeitenden. Dies ist auch nötig, denn einerseits schaffen immer mehr Unternehmen die Voraussetzungen für eine volltransparente Echtzeitberichterstattung mit kontinuierlicher Prüfung. Andererseits gehen 82 Prozent der befragten Unternehmen davon aus, dass ihre Wirtschaftsprüfenden ihnen in der Anwendung von KI für Finanzanalysen voraus oder mindestens gleichauf sind.