Seit Jahren ist Apples September-Event reserviert für das wichtigste Produkt des Konzerns: das iPhone. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Das Gerät werde sich wegen der Corona-Pandemie um einige Wochen verzögern, verriet das Unternehmen bereits im Juli. Beobachter erwarten nun eine iPhone-Präsentation im Oktober. Doch das hält Apple nicht davon ab, schon vorher einige Neuigkeiten zu verkünden – per Video.
Apple lässt keinen Zweifel daran, was die wichtigste Funktion seiner Smartwatch ist: Gesundheit und Fitness. Das neuste Modell mit der Bezeichnung Apple Watch Series 6 bekommt nun einen weiteren Sensor, um innerhalb von 15 Sekunden die Sauerstoffsättigung im Blut zu messen.
Messung aktiv und im Ruhezustand
Ähnlich wie der Pulsmesser nutzt die Uhr dafür LEDs an der Rückseite der Uhr und misst das vom Blut reflektierte Licht. Die Werte helfen bei der Einschätzung des allgemeinen Fitnesszustands und Wohlbefindens des Nutzers. Ein zu geringer Wert weist auf eine Störung der Lungenfunktion hin.
Besitzer der neuen Uhr können eine solche Messung aktiv vornehmen. Darüber hinaus misst die Uhr im Ruhezustand regelmässig diesen Wert und hält die Ergebnisse fest. Sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut unter einen bestimmten Wert, zeigt die Uhr in Zukunft eine Benachrichtigung an.
Der Siegeszug der Apple Watch. Mehr hier
Die Apple Watch Series 6 bekommt ausserdem einen schnelleren Chip und lässt sich nun in weniger als 1,5 Stunden komplett aufladen. Im Sonnenlicht soll sich das Display besser lesen lassen, wenn die Uhr gerade nicht aktiv genutzt wird. Das Always-On-Display leuchtet bis zu 2,5 Mal heller als bisher.
Höhenmesser misst sensibler
Ein verbesserter Höhenmesser nimmt nun Höhenveränderungen von 30 Zentimetern wahr und ist immer aktiv. Je nach Gehäuse, Armband und Mobilfunktauglichkeit wird das neue Modell ab 418,15 Euro (Schweiz: ab 419 Franken) verkauft. Die bisher günstigste Apple Watch Series 3 mit einem kleineren Display soll jedoch ab 213,45 Euro weiterverkauft werden.
Neben der Series 6 führt der Hersteller noch eine Apple Watch SE ein, die im Unterschied zur Series 3 das grosse Display der neuen Apple Watch hat, jedoch auf den Sensor zur Erfassung des Sauerstoffgehaltes im Blut verzichten muss. Das Gerät wird ab 291,45 Euro (Schweiz: ab 299 Franken) verkauft. Mit den neuen Uhren führt Apple – wie üblich – auch neue Zifferblätter und Armbänder ein.
Für Kinder oder auch ältere Familienmitglieder gibt es nun die Möglichkeit einer Familienkonfiguration, sodass sie eine Apple Watch auch nutzen können, ohne dass sie ein iPhone besitzen. In einer Familie lassen sich so mehrere Uhren mit nur einem iPhone einrichten.
Eltern können beispielsweise bestimmen, mit welchen Personen ihre Kinder über die Uhr Kontakt aufnehmen dürfen. Ohne iPhone lassen sich auch die Fitnessfunktionen nutzen oder der Notruf auslösen. Der Modus «Schulzeit» schränkt die Uhr in ihren Funktionen so ein, dass die Kinder nicht abgelenkt werden.
Zwei neue iPads
Neben seinen neuen Uhren-Modellen führt Apple auch zwei neue iPads ein. So bekommt das Einsteiger-iPad der achten Generation einen schnelleren Prozessor, verändert sich aber im Design nicht. Es wird ab 369,40 Euro verkauft (Schweiz: ab 349 Franken).
Das iPad Air der vierten Generation hingegen sieht nun ein wenig wie das iPad Pro aus und hat ein im Vergleich zum Vorgängermodell grösseres 10,9 Zoll Display mit nur noch einem schmalen Rahmen.
Der Fingerabdrucksensor ist nun in der Taste am oberen Gehäuserand untergebracht, da unter dem Display kein Platz mehr für ein Homebutton ist. Auch das iPad Air bekommt mit dem A14 Bionic einen schnelleren Chip und einen USB-C-Anschluss, der Daten im Vergleich zum bisherigen Lightning-Anschluss zehnmal schneller übertragen kann.
Wird das iPad quer gehalten, können Videos mit einem Stereo-Ton abgespielt werden, da sich dann jeweils ein Lautsprecher am linken und rechten Gehäuserand befindet.
Im Unterschied zum iPad Pro hat das iPad Air, das es in fünf Farben gibt, auf der Rückseite nur eine Zwölf-Megapixel-Kamera. Während die neuen Apple Watches und das iPad der achten Generation ab Freitag zu kaufen sind, wird das iPad Air erst ab Oktober verkauft. Je nach Ausstattung kostet es ab 632,60 Euro (Schweiz: ab 629 Franken).
Abschied von der iPhone-Dominanz, Abos im Bundle
Dass Apple so kurz vor der Vorstellung der neuen iPhone-Modelle eine eigene Präsentation für die Apple Watch und das iPad macht, zeigt auch das Bemühen des Konzerns, sich von der Dominanz des iPhones zu befreien. Aus diesem Grund verstärkt der Konzern auch seine Bemühungen, Abonnements zu verkaufen.
Mit Apple Fitness+ führt das Unternehmen nun einen neuen Dienst ein, der aber vorerst nicht in Deutschland verfügbar sein wird. Dabei geht es um Trainingseinheiten, die in Videos auf dem iPhone, iPad oder Apple TV dargestellt werden und die Messwerte der Apple Watch berücksichtigen.
Workouts gibt es zum Start aus zehn Kategorien, darunter auch Yoga, Tanzen und Rudern. Neue Videos sollen wöchentlich hinzukommen. In den USA soll der Dienst bis Ende des Jahres starten. Wann er nach Deutschland kommt, teilte Apple nicht mit.
Seine Abonnement-Dienste bietet Apple künftig auch in einem Bundle mit der Bezeichnung Apple One an. In Deutschland werden das Apple Music, Apple TV+, das Spiele-Abo Apple Arcade und 50 Gigabyte iCloud-Speicher für Fotos, Videos und Dateien sein, die zusammen 14,95 Euro pro Monat kosten. Ein Familien-Paket für bis zu sechs Familienmitglieder und zusammen 200 Gigabyte Online-Speicher kostet 19,95 Euro pro Monat. Im Vergleich zu den Einzel-Abos sparen Nutzer sechs oder acht Euro.
Dieser Artikel wurde zuerst bei der «Welt» publiziert unter dem Titel «Apple Watch misst jetzt die Sauerstoffsättigung im Blut».