We are ready to take off!»: Das titelte Volkswagen-CEO Herbert Diess am Montag über einen Post, den er im Business-Network Linkedin veröffentlichte. Im Beitrag zeigt er ein per Handy aufgenommenes Filmchen, in dem er Auto fährt – mit Elon Musk. Der Tesla-Unternehmer hatte auf seiner Deutschland-Reise am Freitag auch Wolfsburg besucht, wobei das Treffen mit Diess eigentlich diskret behandelt werden sollte.
Elon Musk als interessierter Chauffeur eines VW ID.3: Gewiss ein Bild, das die Wolfsburger Manager gern streuen. Denn der Konkurrenzkampf zwischen Newcomern und alten Riesen im E-Auto-Geschäft kommt in eine neue Phase, und Volkswagen will sich hier als Führungsmacht neu profilieren.
Der deutsche Konzern könne Tesla sowohl bei der Zahl der produzierten Elektroautos als auch bei der Softwareentwicklung bald überholen: Dies erklärte der Betriebsratschef des Konzerns, Bernd Osterloh, zwei Tage nach Musks Besuch einem Interview mit der «Welt am Sonntag». Bis spätestens 2023 soll der US-Rivale bei Stückzahl und Software-Qualität überrundet sein.
Die Rechnung dabei: Wenn Tesla drei Fabriken errichtet, in denen es zwischen 300'000 und 500'000 Autos produzieren kann, «dann reden wir von einer Stückzahl zwischen 900'000 und 1,5 Millionen». Eine ähnliche Grössenordnung werde VW 2023 – oder «wahrscheinlich schon früher» – ebenfalls erreichen.
Dann hofft der deutsche Autobauer, seinen «modularen Elektrobaukasten» MEB ausspielen zu können: Darauf kann VW beliebige Fahrzeuge aller Marken bauen, so Osterloh.
Mehr Autos = mehr Daten
VW hatte jüngst noch selber eingeräumt, bei der Softwarequalität nicht mit den Amerikanern mithalten zu können. Nun aber habe man organisatorisch aufgerüstet – mit einer zentralen Softwareentwicklung, die Audi-CEO Markus Duesmann unterstellt ist: Das sei ein Schritt in die richtige Richtung, sagte Osterloh nun.
Jetzt noch könne Elon Musks Konzern viel grössere Datenmengen nutzen durch die Software, die bereits in den Teslas verwendet wird. Aber sobald der Volkswagen-Konzern das Betriebssystem VW.OS in die eigenen Autos eingebaut habe, werde man viel mehr Daten in kürzerer Zeit sammeln.
Was sich hier auftut, ist die grundsätzliche Frage: Wer setzt sich durch – der flinke David oder der grosse Goliath? VW will ab 2023 auf vier Kontinenten acht Fabriken für die Produktion von Stromern auf Basis des Elektrobaukastens MEB umrüsten: vier in Deutschland, zwei in China, eines in Tschechien, eines in den USA.
Legacy gegen Newcomer
Danach will VW bis 2025 weltweit drei Millionen Elektroautos pro Jahr produzieren und zum grössten Hersteller von Stromern aufsteigen. In den nächsten Jahren sollen 70 neue E-Modelle auf den Markt kommen. Bis 2030 soll der E-Anteil der Flotte auf mindestens 40 Prozent steigen.
Legacy gegen Newcomer: Volkswagen steht im Zentrum dieses Duells, weil es nun entschlossener ins E-Geschäft einfährt als andere grosse Automobil-Konzerne – obschon BMW, Renault oder General Motors eigentlich früher E-Autos an den Start brachten als die Wolfsburger.
Nun aber setzen diese setzen mit dem MEB voll auf Skaleneffekte – mit dem Ziel, ein Elektroauto zu unter 20'000 Euro auf den Markt zu bringen.
Dadurch sollen batteriegetriebene Fahrzeuge für die breite Masse erschwinglich werden. Was wiederum der E-Mobilität zum Durchbruch verhelfen würde.
(rap — «Reuters»)
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