Ein Mann trägt seine Kapuzenjacke verkehrt herum. Er watscht einen anderen Mann vor ihm, zieht dann gleich die Kapuze hoch, so dass es aussieht als stünde er mit dem Rücken zu ihm, als hätte er nichts mit der Watsche zu tun. Alles ist etwas beschleunigt verfilmt, mit chinesisch klingendem Popsong untermalt. 

Auf der Social-Media-Plattform Tiktok bekommt man von einem Algorithmus Blödsinn am Laufband serviert. Trotzdem bleibt man dran. Passiert nicht nur mir, ein Redaktionskollege schreibt: «Habe kurz gekuckt: Wie klaut man das Handy eines Partners. So ein Müll, und trotzdem schaut man das Video zu Ende.» 

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Probieren Sie es aus! Es ist sehr wahrscheinlich, dass es ihnen ähnlich geht. Der Algorithmus, der entscheidet, was sie als Nutzer zu sehen bekommen, ist so gut, dass Tiktok andere Social-Media-Plattformen wie Youtube, Snapchat und Facebook bei den Nutzerzahlen überholt. 

Der Algorithmus ist gefährlich gut. Er macht Tiktok zu einer Verblödungsmaschine, die süchtig macht. Ist das der chinesische Angriff auf den Westen? Versuchen nicht Hollywood, all die Reality-Shows, Trash-Talk-Formate und andere amerikanische Social-Media-Plattformen das Gleiche? Sie alle sind vor allem für jene gefährlich, die Zeit oder Langeweile haben - Kinder, Pendler und Arbeitslose. 

Richtig gefährlich ist Tiktok, wenn Daten von den Nutzern abgesogen werden und diese übermässig beeinflusst werden. Einige Informatiker sagen mir, dass Tiktok mehr Daten absaugt als die Konkurrenten. Aber welche Daten? 

Die offizielle Liste der Daten scheint mir nicht gefährlich, vielleicht am ehesten noch die Standortdaten. Aber es tauchen immer wieder Gerüchte auf, dass Tiktok viel mehr Daten absaugt, etwa biometrische Daten, was dazu führen könnte, dass Tiktok die Gesichter der Nutzer «sehen» könnte, vielleicht sogar, wie sie auf Videos reagieren. Das könnte natürlich einer massiven Beeinflussung dienen. 

Angesichts dessen ist mir jetzt doch unwohl. Trotzdem schaue ich zu Recherchezwecken noch einen Videoschnipsel auf Tiktok und frage mich, was für ein Gesicht ich dabei machen soll: Wir sind in einem Wohnzimmer. Dort steht ein Flachbildfernseher, links davor ein Mann in einem gelben T-Shirt, mit Föhn in der rechten Hand und Kamm in der linken Hand. Den Föhn hat er auf den Fernseher gerichtet, auf das graue Haar von Donald Trump, der im Fernseher bei einer Rede vor dem Weissen Haus gezeigt wird. Trumps Haar weht im Wind, während der Mann vor dem Fernseher mit Kamm und Föhn immer wieder versucht Trumps Haar zu richten. Dazu läuft eine heiser lachende Tonspur. 

Jetzt ist mir klar, warum Trump Tiktok verbieten will, und ich schneide eine Grimasse für die Chinesen. Was folgert wohl deren Algorithmus daraus?