Er selber musste zwei Jahre schaulaufen, ehe er aufs oberste Podest durfte. 2021 will Urs Rohner abtreten – dann hat er mit zwei Jahren als Vize und zehn Jahren als Präsident die selber eingeführte Amtszeitbegrenzung von zwölf Jahren erreicht. Doch heute ist die Nachfolge auf dem Präsidentenstuhl weit weniger absehbar als damals – ein klarer Nachfolgekandidat steht nicht bereit.
Dabei hat Rohner sein Gremium zuletzt durchaus mit Kompetenz aufgestockt: So soll an der kommenden Generalversammlung vom 26. April Christian Gellerstad dazustossen. Dieser war vorher über 20 Jahre bei Pictet, von 2007 bis 2018 zudem in der Schlüsselrolle des CEO Wealth Management, der Kernsparte der Genfer Privatbank.
Gellerstad hat in der Branche einen hervorragenden Ruf und stammt ausserdem just aus jenem Bereich, auf den sich die CS künftig konzentrieren will: die Vermögensverwaltung. Bei Pictet war er zwar Equity Partner, doch ins oberste Gremium der Managing Partner hat es für ihn nicht gereicht – der ehrgeizige Banker habe daher begonnen, sich nach anderen Chancen umzusehen, heisst es aus dem Pictet-Umfeld.
Dennoch dürfte der Präsidentenjob bei der CS eine Nummer zu gross für ihn sein. Gellerstad hat seine Karriere schwergewichtig im Schweizer Private Banking absolviert, und ihm fehlt der Stallgeruch des bei der CS immer noch wichtigen Investment Bankings. Ausserdem fehlt ihm die Erfahrung, sich im Haifischteich eines Grosskonzerns mit dessen anspruchsvollen internationalen Grossaktionären und ehrgeizigen Managern durchzusetzen.
Auch die anderen Banker im Gremium entsprechen nicht dem Idealprofil: Sie kommen von wenig bedeutenden Instituten wie Andreas Gottschling, der bei der Erste Group Bank in Wien war, und sind keine Schweizer, wie der Amerikaner Michael Klein, der seine Sporen bei der Citigroup verdient hat. Oft kommt in einem Konzern die Regel zum Zug, dass der Vizepräsident in den obersten Job nachrückt. Vize und Lead Independent Director bei der Credit Suisse ist Roche-CEO Severin Schwan.
Der hätte die für den Job nötige Gravitas. Doch er hat in einem Gespräch mit BILANZ vom Mai 2018 deutlich abgewinkt: «Ich kann mir nicht vorstellen, CS-Präsident zu werden», stellte Schwan klar. Er würde sich nicht anmassen, in einem derart hochspezialisierten Sektor wie dem Banking eine derart tragende Rolle zu übernehmen.
Gut möglich also, dass der zukünftige Präsident der Credit Suisse heute noch gar nicht im Gremium ist, sondern von aussen kommen muss. Ein Name, der in diesem Zusammenhang immer wieder genannt wird, ist Philipp Hildebrand.
Der Ex-Nationalbank-Chef, den Devisentransaktionen seiner damaligen Gattin in die Bredouille gebracht hatten und der im Januar 2012 abtrat, hat in der Finanzindustrie schnell wieder Fuss fassen können: Seit Oktober 2012 amtet er als Vice Chairman im obersten operativen Führungsgremium des US-Vermögensverwaltungs-Giganten BlackRock.
Er und Rohner kennen sich zudem seit vielen Jahren und gelten als befreundet. Anders als Schwan antwortet Hildebrand jeweils eher sibyllinisch auf die Frage, ob er Interesse am Job des CS-Präsidenten habe: Das sei Sache des Verwaltungsrates der CS und nicht etwas, womit er sich derzeit beschäftige. Hildebrand würde die nötige Statur und Autorität mitbringen, um sich bei der CS durchsetzen zu können. Die Frage bleibt allerdings, wie stark verbrannt er nach der Devisenaffäre in der Schweiz heute noch ist.