Donnerschlag in Corporate Switzerland: Eva Maria Bucher-Haefner verkauft ihren 50-Prozent-Anteil an der Amag an ihren Bruder Martin, der nun Alleineigentümer ist.
Die Amag, Automobil- und Motoren AG, importiert ausser Porsche sämtliche VW-Konzernmarken in die Schweiz, hält einen Marktanteil nicht weit entfernt von 30 Prozent, verkauft aber auch Porsche über ihre zahlreichen Garagen, ist im Flottengeschäft tätig, betreibt Parkhäuser, die Schweizer Dependance des Mietwagen-Riesen Europcar und immer mehr neue Mobilitätsangebote – unter anderem ist die Amag an Sharoo und Catch-a-car beteiligt.
Familieninterner Milliardendeal
Die beiden Haefners, Tochter und Sohn von Amag-Gründer Walter Haefner, haben also einen familieninternen Milliardendeal abgewickelt. Die grosse Frage ist: Warum?
Wie üblich verschweigen die ohnehin verschwiegenen Haefners auch in diesem Fall alle interessanten Details. Die beiden haben im «Familienrat» alles unter sich ausgemacht – unter vier Augen, wie ein Eingeweihter sagt.
Amag-Sprecher Dino Graf kann lediglich bestätigen, dass Martin Haefner nicht an einen Börsengang denkt, sondern die Amag langfristig selber weiterführen will, nun eben als alleiniger Eigentümer.
Entflochtene Führung
Genau hier dürfte auch der Grund für den Deal liegen. Die beiden Haefners sind zwar beide im Temperament unterschiedliche Menschen, beide aber sind Führungsverantwortung gewohnt. Und intern war es kein Geheimnis, dass sich Eva-Maria gern stärker in die Leitung der Amag eingebracht hätte, zugleich aber akzeptierte, dass ihr Bruder mit seinem Amt als Verwaltungsratspräsident der Gruppe nun mal «im Lead» war. Im Sinne einer einheitlichen Führung ist die Oberleitung der Amag nun entflochten, kann schneller und ohne Reibungsverluste entscheiden.
Was und womit der Bruder die Schwester auszahlen konnte – auch darüber kann man nur Vermutungen anstellen. Die Quelle des Geldes ist sicherlich vor allem der Verkauf des stattlichen Aktienpakets am Software-Konzern Computer Associates (CA) an den Halbleiter-Riesen Broadcom, der rund 4,7 Milliarden Dollar eingespielt haben sollte.
Wie das gesamte Erbe war auch dieser Anteil jeweils zur Hälfte im Besitz der beiden Haefner-Erben. Diese klare 50:50-Aufteilung hatte der Senior so gewollt. Mit der Hälfte des Erlöses sollte Martin Haefner seiner Schwester den allergrössten, wenn nicht den gesamten Teil ihrer Hälfte an der Amag vergüten können.
«Die neuen Besitzverhältnisse gelten ab sofort. Das spricht für ein Bargeschäft.»
Die Übertragung gilt ab sofort, was ebenfalls für ein Bargeschäft spricht. Insider spekulieren, die Bündelung des Autogeschäfts bei Martin Haefner wäre ohnehin gekommen, und er hätte sie wohl auch ohne den Aktienverkauf finanzieren können – aber so ging es schneller und einfacher, weil die Geldfrage gelöst war.
Careal bleibt geschwisterlich geteilt
Es geht bei dem Deal übrigens nur um das Amag-Geschäft rund um Auto und Mobilität. Das enorme Immobilienvermögen, in der früher übergeordneten Holding Careal untergebracht, gehört weiterhin beiden Geschwistern zur Hälfte. Doch hier sind die Entscheidungswege sicher weniger steinig als im schnell-lebigen Auto-Business. Da die Auto-Amag auch Garagen bei der Careal angemietet hat, ist Eva Maria Bucher-Haefner künftig auch als Vermieterin für ihren Bruder aktiv.