Die Aufhebung des Franken-Euro-Mindestkurses überschattet auch das jährliche Grossereignis der Uhrenindustrie, die Baselworld. An der Messe, die nächste Woche ihre Tore öffnet, werden zudem die ersten Smart-Uhren präsentiert.
Die stark exportabhängige Schweizer Uhrenindustrie hat den von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) Mitte Januar ausgelösten Schock noch nicht ganz verdaut. Die Geschäftsaussichten haben sich dadurch deutlich verschlechtert.
Für dieses Jahr rechnet der Präsident des Schweizerischen Uhrenverbandes (FH), Jean-Daniel Pasche, nach dem Rekordergebnis von 2014 mit einer Stabilisierung auf hohen Niveau. Im vergangenen Jahr waren die Uhrenexporte auf 22,2 Milliarden Franken angestiegen. Ins Geschäftsjahr 2015 ist die Uhrenindustrie allerdings mit einem Exportwachstum von 3,7 Prozent auf 1,64 Milliarden Franken im Monat Januar gestartet.
Druck auf Margen
Im Januar hätten sich die Folgen der Aufhebung des Mindestkurses nur teilweise abgebildet, erklärt Pasche. Inzwischen sei aber ein zunehmender Druck auf Budgets und Margen der Unternehmen festzustellen. Es werde auch vorsichtiger investiert und die Unternehmen seien zurückhaltender bei Anstellungen.
Mehrere Marken hätten zudem ihre Preise der Frankenstärke angepasst. Einige hätten diese in der Eurozone erhöht, andere hätten sie in der Schweiz gesenkt und wieder andere hätten sogar beides gemacht, stellt Pasche fest. Es gebe kein Patentrezept.
Als Folge der Ukrainekrise kämpft die Uhrenindustrie nach Angaben ihres Verbandes derzeit in Deutschland, Frankreich und Russland mit Problemen. Umgekehrt wird die Entwicklung in den USA, Japan, Südkorea und im Mittleren Osten als vorteilhaft bezeichnet.
Unsicherheit nimmt zu
Der Präsident des Uhrenverbandes kommt daher zum Schluss, dass die Schweizer Uhrenindustrie nicht in der Krise stecke, aber die Unsicherheit über die Geschäftsaussichten zugenommen habe. Pasche gibt sich dennoch optimistisch für die Zukunft der Branche.
Künftig für Schwung sorgen dürften die intelligenten Uhren: An der diesjährigen Baselworld werden einige Schweizer Uhrenhersteller ihre Smart-Uhren vorstellen. Die Uhrenhersteller stürzen sich in das Abenteuer, obwohl die von Apple lancierte intelligente Uhr bereits in der zweiten April-Hälfte auf den Markt kommt.
Die Aussichten sind zu verlockend: Der weltweite Markt für Smart-Uhren wird sich gemäss einer Studie des deutschen Marktforschungsinstituts GfK in diesem Jahr mehr als versechsfachen. Die Umsätze dürften von 4 Millionen im Jahr 2014 auf 26,1 Millionen Einheiten 2015 steigen.
Smart-Uhren mit Potenzial
Swatch hatte bereits am Donnerstag seine Smartwatch vorgestellt. Die Swatch Touch Zero One soll im Sommer auf den Markt kommen und weniger als 150 Franken kosten. Mit der Uhr können ihre Träger zwar nicht telefonieren, dafür bargeldlos bezahlen. Zudem kann sie im Sport eingesetzt werden.
Ebenfalls aus der Deckung heraus wagen wird sich in Basel, wie bereits angekündigt, das Genfer Unternehmen Frédérique Constant mit dem Vorstellen von fünf Modellen. Auch Tag Heuer, das zum französischen Konzern LVMH gehört, arbeitet emsig an seiner ersten Smartwatch und dürfte in Kürze seine Entwicklungspartner bekannt geben.
Die 43. Ausgabe der Baselworld dauert vom 19. bis 26. März. Rund 150'000 Teilnehmer und 4000 Medienvertreter werden nach Basel reisen. Nicht weniger als 1500 Uhrenmarken aus 40 Ländern haben Basel als Ort für die Vorstellung ihren neusten Kreationen gewählt.
(sda/ccr)