Es war ein Aufstieg mit Düsenantrieb. In bloss zehn Jahren schaffte es Lara Warner von der Leiterin der US-Aktienanalyse in den Bankorbit. 2019 war sie oberste Risiko-Chefin der Credit Suisse, im August 2020 kam noch die Compliance dazu. Seither trägt sie den Titel Group Chief Risk and Compliance Officer. Und ist eines der wichtigsten Mitglieder im Cockpit der Grossbank, zuständig für Regulatorien und Risiken – von Zürich bis Auckland. Nur: Wie lange noch?
Was Warner sich zumutet – ein Doppelmandat, das erst noch Interessenkonflikte birgt – haben andere globale Banken auf zwei Köpfe verteilt. Etwa Citigroup, HSBC, UBS oder Lloyds. Der smarten Bankerin mit australischem und amerikanischem Pass traute man offenbar vieles, ja alles, zu. Im früherem CS-Chef Tidjane Thiam fand sie ihren enthusiastischen Förderer. Dieser nannte sie bei ihrer Promotion zur obersten Risiko-Chefin «a rising star».
Kritiker drängten auf einen Exit bei Greensill
CS-Kaderleute reden mit weniger Überschwang. Da war doch dieser Juni 2018. Britische Finanzjournalisten bedrängten die Bank mit sehr konkreten Fragen. Es ging um das Startup Greensill Capital mit seinem flamboyanten Chef Lex Greensill. Es wurden Vorhalte aufgetischt, die auf ein Ganovenstück aus der Finanzwelt hindeuteten. Es ging um Schneeballsysteme, Luftbuchungen und so Exotisches wie Investitionen in Methanoltreibstoff für Düsenjets irgendwo in Indien; oder um leere Firmenhüllen, die man als glänzende Assets verkaufte.
Diverse Leute in der Bank waren aufgeschreckt, sagt einer, der dabei war. Die warnenden Stimmen drängten auf einen raschen Exit aus dem Luftschloss. Auch Risiko-Chefin Warner hörte die Rufe und liess einen Risikoreport anfertigen. Und gab anschliessend Entwarnung.
Vielleicht unterschätzte sie das Risikopotenzial. Oder: Sie schielte auf die wundersamen Renditen, welche die Vermögensverwaltung und das Asset Management mit dieser halbseidenen Kundschaft einfuhr.
Lara Warner ist Chief Risk Officer bei der Credit Suisse. Die 1967 geborene Warner besitzt den australischen und US-amerikanischen Pass. Von 1988 bis 2001 war sie in verschiedenen Positionen bei AT&T sowie Lehman Brothers tätig. 2002 stieg sie als Senior Equity Research Analyst bei der Credit Suisse ein, wo sie stetig die Karriereleiter hinaufkletterte.