Das Scheitern von Air Berlin war kein Sturzflug, sondern ein zähes, zermürbendes Ruckeln voller Luftlöcher. Der Fallschirm kam stets in letzter Minute von Besitzer Etihad – bis jetzt. Nun hat sich die Muttergesellschaft gegen einen erneuten Millionenkredit entschieden und es kommt doch zum Crash: Air Berlin hat am Dienstagmittag Insolvenz angemeldet.

Vor allem in den vergangenen Monaten hat Air Berlin viel Schimpf und Schande über sich ergehen lassen müssen – die roten Zahlen äusserten sich in unpünktlichen Fliegern, verlorenen Koffern und wütenden Passagieren. Doch auch wenn es eine Pleite mit Ansage ist, sind derzeit noch viele Fragen offen.

Air Berlin ist insolvent – was bedeutet das für den Flugbetrieb?
Der Flugbetrieb soll normal weitergehen, heisst es auf der Webseite der Airline. Die Bundesregierung unterstütze mit einem Brückenkredit, um den Flugbetrieb auch langfristig aufrecht zu erhalten. Dieser sei mit einer Bundesbürgschaft abgesichert. Alle Flüge von Air Berlin und Niki Airlines finden demnach statt. Es soll auch weiterhin möglich sein, Flüge zu buchen.

Was passiert mit meinem Flugticket?
Die gebuchten Flugtickets bleiben weiterhin gültig, erklärt Air Berlin. Sie können eingesetzt werden, da alle Flüge planmässig durchgeführt werden sollen.

Welche Rolle spielt die Lufthansa?
Die Lufthansa erklärte, sie unterstütze zusammen mit der Bundesregierung die Sanierung von Air Berlin. Sie hat ein Interesse daran, weil sie Flugzeuge von Air Berlin geleast hat, die für ihre Töchter Eurowings und Austrian Airlines fliegen. Gespräche über die Übernahme von Teilen von Air Berlin liefen bereits, heisst es von beiden Seiten.

Was bedeutet die Insolvenz für die Mitarbeiter?
Air Berlin beschäftigt derzeit rund 8500 Mitarbeiter. Ihre Zukunft ist derzeit offen. «Wir haben grosse Sorge um die Arbeitsplätze der Beschäftigten», erklärte die Gewerkschaft Verdi. «Unser Priorität liegt jetzt auf der Sicherung der Arbeitsplätze», sagte Bundesvorstandsmitglied Christine Behle. Hoffnungsträger ist hier wieder die Lufthansa: «Lufthansa beabsichtigt, diese Verhandlungen zu einem schnellen und positiven Ergebnis zu führen», hiess es in einer Mitteilung des Unternehmens. Das biete «auch die Möglichkeit zur Einstellung von Personal».

Was bedeutet die Pleite für die Schweiz?
Air Berlin ist ein wichtiger Carrier am grössten Schweizer Flughafen, Zürich-Kloten. Nach der Lufthansa-Tochter Swiss betreute sie 2016 am meisten Passagiere. Insgesamt lag der Passagieranteil von Air Berlin bei 7 Prozent. Damit ist ein Wegfall der Air Berlin nicht existenzgefährdend, vor allem, wenn Lufthansa übernimmt.

Flughafen-Chef Stephan Widrig gab sich denn auch gelassen angesichts einer möglichen Air-Berlin-Pleite. «Air Berlin und ihre Tochterfirmen betreiben in Zürich keine Problemstrecken, sondern solche, die sich wirtschaftlich rechnen», sagte er Ende 2016 im Gespräch mit der NZZ. «Es wird Airlines geben, die diese Strecken fliegen wollen, da eine natürliche Nachfrage besteht.» Etwas wird sich durch die Airberlin-Pleite dennoch ändern – die Dominanz von Lufthansa/Swiss kann sich noch vergrössern. 2016 betreuten sie bereits 53 Prozent der Passagiere.

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