Stadler Rail wird als helvetische Erfolgsgeschichte gefeiert. Viele Anleger reissen sich um die Aktie des Zugherstellers, die mit dem heutigen Börsenstart ins Rollen kommt. Mit einem Plus von mehr als 14 Prozent am Freitagmorgen legt sie kräftig zu. Die Fahrt könnte aber gebremst werden.
Zwar dürfte Stadler Rail den Umsatz bis 2020 auf 4 Milliarden Franken verdoppeln – dank einer Fülle von Aufträgen. In den letzten Jahren schwankten die Umsätze allerdings. 2014 und 2015 gingen sie zurück. Erst 2017 kletterte der Umsatz wieder leicht über das Niveau von 2013.
Wenig rosig sah es zuletzt für die Profitabilität aus. Vergangenes Jahr lag die Ebit-Marge bei 7,5 Prozent. Laut Kotierungsprospekt bleibt sie 2019 auf diesem Niveau. Davor pendelte sie zwischen 9 und 10 Prozent. Wegen des starken Frankens musste das Unternehmen die Preise senken, um international konkurrenzfähig zu bleiben.
Bis 2020 soll die Marge jedoch wieder steigen und zwischen 8 und 9 Prozent erreichen. Sicher ist allerdings auch, dass Stadler Rail stark in die Sicherheitssysteme im europäischen Zugbetrieb investieren muss – durch Zukäufe oder Eigenentwicklungen.
Klumpenrisiko
Im Kotierungsprospekt weist der Konzern allerdings auf das Klumpenrisiko hin. «Wir generieren einen signifikanten Teil unseres Umsatzes mit einer limitierten Anzahl Kunden, und der Verlust eines Hauptkunden könnte unser Geschäft nachteilig beeinflussen», heisst es im Abschnitt der Risiken. Die zehn grössten Kunden sorgten in den letzten Jahren für 52 Prozent aller Auftragseingänge.
Im Markt muss sich Stadler Rail in einem starken Verdrängungswettbewerb behaupten. Gross geworden ist der Zughersteller mit dem Bau von massgeschneiderten Zügen und Lokomotiven in Kleinserien. Anfangs produzierte der Konzern vor allem Schweizer Schmalspurbahnen, später kamen Regionalzüge hinzu. Seit 2001 treibt Stadler Rail allerdings Auslandsexpansionen voran. Heute mischt der Konzern auch im Geschäft mit Hochgeschwindigkeitszügen mit. Diesen Sommer werden etwa die SBB den «Giruno» in Betrieb nehmen – technisch könnte er bis 250 km/h schnell fahren.
Gigant aus China rückt heran
In den letzten 20 Jahren ist die Anzahl Hersteller allerdings stark zurückgegangen. Stadler Rail muss sich gegen Unternehmen behaupten, die grösser und breiter aufgestellt sind. So etwa Bombardier oder Alstom und Siemens, die gerne fusioniert hätten. Die grösste Konkurrenz rückt allerdings aus China heran. Der Zughersteller CRRC kommt auf einen Umsatz von mehr als 30 Milliarden Franken und drängt immer stärker nach Europa. Erste Züge wurden bereits an die Deutsche Bahn verkauft. In den USA haben sie auch gepunktet.
Die Chinesen beweisen, dass sie in Europa Ausschreibungen gewinnen, Standards einhalten und Verträge abschliessen können, war jüngst in der «Handelszeitung» zu lesen. In China hingegen darf Stadler Rail kaum je auf Aufträge hoffen. Die Pekinger Regierung schirmt CRRC gegen ausländische Konkurrenz ab.