Meine Skepsis über den Börsengang der CS-Schweiz habe ich schon mehrfach zum Ausdruck gebracht: zu teuer, zu komplex, zu wenig Kundennutzen. Jetzt bestätigen Insider, dass das Projekt de facto gestorben ist. Doch das Seltsame bleibt: Die CS will es nicht kommunizieren.

Bankchef Tidjane Thiam führt im Interview mit der «Finanz und Wirtschaft» am Mittwoch einen Eiertanz auf. Zwar gibt er offen zu, dass das Projekt von Anfang an nur eine Kapitalbeschaffungs-Massnahme war - bei der Lancierung vor eineinhalb Jahren wurde das noch vehement bestritten. Doch neu ist der Börsengang plötzlich nur noch eine «Rückversicherung» - eine Abschwächung zum zuletzt verwendeten Terminus «Option». Wann fällt die Entscheidung? «Wir werden so bald wie möglich weitere Details kommunizieren.»

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Thiam will seinen Bonus abfedern

Aha. Die Aktionäre warten seit drei Monaten auf ein klares Zeichen, genauso wie die heimischen Mitarbeiter, denen lukrative CS-Schweiz-Aktien versprochen wurden. Doch der Chef analysiert noch. Bleibt die Frage: Warum gibt er dann überhaupt ein Interview?

Die Antwort lautet wohl: Um die Empörung über seinen Bonus abzufedern. Denn das heute bekannt gewordene Gesamtpaket in Höhe von etwa 12 Millionen Franken ist bei einem Jahresverlust von mehr als 2 Milliarden eine Zumutung und zementiert alle Zerrbilder über die Bankerskaste. «Die Verluste sind das Resultat von Entscheidungen in früheren Jahren», schiebt Thiam im Interview vorauseilend die Schuld von sich. Deutsche-Bank-Chef John Cryan verzichtet nach Milliardenverlust auf seinen Bonus und hat eine Kapitalerhöhung von 8 Milliarden Euro verkündet. Tidjane Thiam nimmt den Bonus und schwadroniert.

Dieser Text ist ein Auszug aus dem BILANZ-Briefing von Chefredaktor Dirk Schütz – dem wöchentlichen Blick auf die Köpfe der Wirtschaft aus unserer exklusiven Insider-Perspektive. Abonnieren Sie hier Ihr wöchentliches Briefing.

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