Es entsteht der Eindruck, die Kuoni-Führung übergebe das Unternehmen besenrein: Wachstum in den Kernbereichen, allein das Reisegruppengeschäft schwächelt. Der Verlust von 294 Millionen Franken für 2015, den Kuoni heute meldet, resultiert vor allem aus dem Verkauf des Reiseveranstalter-Geschäftes. Währungseffekte belasteten ebenfalls.

«Wir bleiben bei unserer Geschäftsstrategie, klar und fokussiert», sagte CEO Zubin Karkaria in der Medienkonferenz und spricht von den Plänen, dass Geschäft mit digitaler Identitätssicherung auszubauen. Doch alle Erläuterungen verhallen in dem Wissen, dass das Unternehmen quasi schon in neuen Händen ist.

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Abwicklung in anderthalb Jahren

Seit gestern läuft die Angebotsfrist an die schwedische Beteiligungsgesellschaft EQT zu einem Preis von 370 Franken je Aktie. Kuoni verzichtet auf die Ausschüttung einer Dividende, das hätte auf den Kaufpreis gedrückt. Nur anderthalb Jahre hat es gedauert, um den Traditionskonzern Kuoni aufzuspalten und abzuwickeln, wenn der Verkauf im Sommer endgültig ist. Die Mitglieder des Verwaltungsrates mit Präsident Heinz Karrer verlieren dann ihre Posten, Kuoni wird an der Börse ausgelistet.

Die Akteure des Verkaufs bekommen ihren Teil, auch die Kuoni und Hugentobler-Stiftung. Sie hätte mit ihrem Veto den Verkauf aufhalten können, da sie 25 Prozent der Stimmanteile im Unternehmen kontrolliert. Wie hoch die Entschädigung für den Verkauf ausfällt, ist nicht im Detail bekannt. Sicher ist, dass die bisherigen Einnahmen der Stiftung aus Ertrag und Dividenden mit einer Zahlung von jährlich 2 Millionen Franken ausgeglichen werden. Mit diesem Geld soll die Stiftung ihren karikativen Zweck erfüllen.

12,8 Millionen Franken für das Management

Konzernleitung und Verwaltungsrat bringt der Verkauf Millionen. 12,8 Millionen Franken werden insgesamt an die Spitzenmanager ausgeschüttet, wie der «Blick» berichtet hatte. Verwaltungsratpräsident Karrer erhält demnach 1,24 Millionen Franken für seine Aktienanteile. CEO Karkaria erhält für seine Firmenanteil 2,4 Millionen Franken – und darf seinen Job behalten.

Der Verkauf der Kuoni ergibt wohl Sinn, ein harter Sparkurs mit zweifelhaften Aussichten wäre die Alternative gewesen. Fraglich war, ob das Unternehmen weiter aufgespalten würde. «Wahrscheinlich ist ein Verkauf der ganzen Gruppe», sagte Marko Strittmatter, Senior Equity Analyst bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB), vor Bekanntwerden der Pläne gegenüber handelszeitung.ch. So ist es erfolgt: EQT übernimmt alle drei verbleibenden Unternehmenssparten.

Börsengang der Visasparte denkbar

Ob es bei dieser Einheit bleibt, ist fraglich. Das Visageschäft von Kuoni floriert, während die beiden anderen Bereiche sich schwächer entwickeln. Die Online-Datenbank GTD für Hotelbetten macht immerhin Gewinn, das Reisegruppengeschäft steckt in den roten Zahlen. «Denkbar wäre ein alleiniger Börsengang der Visasparte», sagt Analyst Strittmacher heute.

Sicher ist, welche Schritte in Zukunft gegangen werden, in der Schweiz sind sie nicht länger von Interesse. Dementsprechend reagierten heute auch die Anleger auf die Publikation der Zahlen: nämlich gar nicht.