Das Gerücht bestätigt sich: Die chinesische ChemChina kauft den Basler Agrochemie Syngenta für 43,7 Milliarden Franken. Der Verwaltungsrat von Syngenta empfiehlt den Aktionären einstimmig, das Angebot anzunehmen, wie Syngenta mitteilte.
Das Übernahmeangebot von ChemChina besteht demnach aus 465 Dollar in bar und einer Sonderdividende von 5 Franken pro Aktie. Die Sonderdividende wird vorbehältlich der Annahme des Angebots, aber vor dessen Abschluss ausbezahlt. Das Angebot entspricht einem Wert von 480 je Aktie. Zusätzlich würden die Aktionäre von Syngenta im Mai die beantragte ordentliche Dividende von 11 Franken erhalten.
Transaktion bis Ende Jahr
Das Übernahmeangebot in der Schweiz und in den USA werde in den kommenden Wochen veröffentlicht. Die Transaktion soll bis Ende des Jahres abgeschlossen werden. Der Deal muss noch von den Wettbewerbsbehörden abgesegnet werden.
Syngenta bleibt ein weltweit tätiges Unternehmen mit Hauptsitz in der Schweiz, wie es im Communiqué heisst. Das derzeitige Management von Syngenta wird das Unternehmen weiterhin leiten. Nach Abschluss der Übernahme wird Ren Jianxin, Verwaltungsratspräsident von ChemChina, dem zehnköpfigen Verwaltungsrat vorstehen. Vier der aktuellen Verwaltungsräte werden dem Aufsichtsgremium weiterhin angehören.
Die bisher grösste chinesische Übernahme im Ausland
Gelingt die Transaktion, wäre dies die bisher grösste chinesische Übernahme im Ausland. Die Übernahme würde das chinesische Staatsunternehmen zu einem wichtigen Mitspieler in der weltweiten Agrochemie-Branche für Insektenvernichtungsmittel und auch genetisch verändertes Saatgut machen.
Der Kauf ist auch ein wichtiger Schritt in der Strategie Chinas, die Entwicklung seiner Landwirtschaft durch moderne Methoden wie Biotechnologie und eine Konsolidierung der Branche voranzubringen.
ChemChina hat im Januar schon den deutschen Spezialmaschinenbauer KraussMaffei für 925 Millionen Euro übernommen. Es war die bisher grösste chinesische Übernahme in Deutschland. Vor knapp einem Jahr hatte ChemChina auch die traditionsreiche italienische Reifenfirma Pirelli für mehr als sieben Milliarden Euro gekauft. Nach eigenen Angaben hat ChemChina 140'000 Mitarbeiter.
Schwache Zahlen
Die Agrarkrise in Schwellenländern wie Brasilien sowie Wechselkursschwankungen haben dem Agrochemiekonzern Syngenta im Geschäftsjahr 2015 zu schaffen gemacht. Der Umsatz verringerte sich wegen des starken US-Dollars um 11 Prozent auf 1,8 Milliarden Dollar. Zu konstanten Wechselkursen stieg der Umsatz um 1 Prozent, bei einem Rückgang der Absatzmengen um 2 Prozent und Preiserhöhungen um 3 Prozent, heisst es in einer Mitteilung von Syngenta vom Mittwoch.
Angesichts der schwierigen Umständen habe sich Syngenta gut behauptet. Das Unternehmen habe früh den aktuellen Abschwung der Märkte antizipiert und bereits im Februar 2014 ein Sparmassnahmenpaket lanciert. Der Betriebsgewinn sank um 13 Prozent auf 1,84 Milliarden Dollar. Unter dem Strich resultierte ein Reingewinn von 1,34 Milliarden Dollar, im Vergleich zu 1,62 Milliarden Dollar im Vorjahr. Die Dividende soll sich wie im Vorjahr auf 11 Franken pro Aktie belaufen.
(sda/awp/reuters/ccr)
Warum der Syngenta-CEO keine Befürchtungen wegen politischer Implikationen mit China hat und ob er sich vorstellen kann, auch in Zukunft Chef von Syngenta zu sein, das erläutert John Ramsay im Video-Interview: